"Waffenlieferungen an Israel? Nicht in meinem Namen!" - Kundgebung am 19.08.2025 um 18:00 Uhr

„Waffenlieferungen an Israel?  Nicht in meinem Namen!" 
Für einen echten Waffenexportstopp.

Dienstag, 19.08.2025
von 18-19 Uhr
am Sendlinger Tor Platz, München

Eine Kundgebung mit Musik, Reden und Poesie 

u.a. von
Rihm Hamdan, Palästinenserin aus München
Maria Feckl, DFG-VK Bayern

Einige Schilder stehen bereit. 

Die Kundgebung wird organisiert von Amnesty International Deutschland Bezirk München & Oberbayern @amnestymuenchen, DFG-VK Landesverband Bayern @dfgvk_bayern, Frauen in Schwarz (München), IFFF @wilpfgermany, IPPNW @IPPNWgermany, der jüdisch-palästinensischen Dialoggruppe München, internationalen Aktivist:innen, sowie Die Linke Kreisverband München @linke.muc und MERA25 Bayern @mera25.bayern. 

 

Einladung zu Filmvorführung & Gespräch: "From Ground Zero" - 30.09.2025, Rio Palast München

FROM GROUND ZERO
Film und Gespräch
Rio Filmpalast, Rosenheimer Str. 46, 81669 München
30. September 2025, 20:00 bis 22:00 Uhr
Tickets über Rio Filmpalast: Spielzeiten | From Ground Zero | NEO Kinos München

FROM GROUND ZERO ist eine Kompilation mit 22 Kurzfilmen von Regisseur*innen aus Gaza. Gedreht zwischen Dezember 2023 und März 2024 fangen die drei- bis sechsminütigen Kurzfilme individuelle Perspektiven aus Gaza ein. Mit einem Genremix aus Spielfilm, Dokumentarfilm, Doku- Fiktion, Animation und experimentellem Kino präsentiert FROM GROUND ZERO eine Vielfalt an Geschichten über Trauer, Überlebenswillen, Freude und Hoffnung, die dem Leben in Gaza innewohnen. Das Projekt wurde von dem international renommierten palästinensischen Filmemacher Rashid Masharawi ins Leben gerufen.

Das Filmscreening wird begleitet von einem Gespräch mit dem Filmkurator Rashid Masharawi (angefragt) und Irit Neidhardt von Mec Filmverleih. Moderiert von Dr. Imad Mustafa (Medico International e.V.)

 FROM GROUND ZERO
Dokumentar-/Kompilationsfilm
Palästina/Frankreich/Qatar/Jordanien 2024, 111 min, Arabisch mit dt. UT
Produktion: Masharawi Fund for Films & Filmemacher:innen in Gaza
Executive Producer: Michael Moore

Oscar-Shortlist 2025, Palästina, „Bester Internationaler Film“

Präsentiert von Amnesty International, DFG-VK München, IPPNW, Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München, medico international und FLORIDA Lothringer13.

 Mehr Infos zum Masharawi Films unter: https://www.masharawifilms.org/de/from-ground-zero/

 

Email an Bundeskanzler Friedrich Merz: "Unterstützung des Stopps von Waffenlieferungen an Israel und Forderung nach Beendigung der Repression gegen Palästina-Solidarität"

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Merz,

die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe begrüßt ausdrücklich Ihre Entscheidung, Waffenlieferungen an Israel zu stoppen.

Dieser Schritt ist nicht nur juristisch geboten – angesichts der Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof wegen des Verdachts der Beihilfe zu Völkermord – sondern auch eine tiefgreifende moralische Notwendigkeit. Deutschland trägt eine besondere historische Verantwortung, jede Form von Völkermord entschieden zu verhindern. Diese Verantwortung steht über politischem Kalkül, diplomatischen Zwängen oder dem Begriff der Staatsräson.

Wenn Menschenleben in großer Zahl bedroht sind, darf es keine Kompromisse geben. Die Pflicht, das Unrecht zu stoppen, wiegt schwerer als jede Bündnistreue oder strategische Erwägung. Mit Ihrer Entscheidung bekennen Sie sich zu den Grundwerten von Menschlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und dem Schutz der Schwächsten – und erfüllen damit auch Ihren Amtseid, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden.

In diesem Zusammenhang verurteilen wir aufs Schärfste die zunehmende Polizeigewalt gegen die Palästina-Solidarität, insbesondere in Berlin. Das gewaltsame Vorgehen gegen friedliche Demonstrierende verletzt Grundrechte und schwächt das Vertrauen in den Rechtsstaat. Wir fordern, dass diese Repression umgehend beendet und das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Versammlungsfreiheit ohne Einschränkungen gewährleistet wird.

Die Mehrheit der Menschen weltweit unterstützt diesen Kurs. Die Gegner sind oft nur lauter, besser vernetzt und erhalten mehr mediale Aufmerksamkeit. Lassen Sie sich davon nicht einschüchtern – Ihr Handeln hat Rückhalt weit über Deutschlands Grenzen hinaus.

Wir ermutigen Sie, diesen Kurs mit Entschlossenheit fortzuführen und sich auch international klar für ein Ende von Gewalt und Unterdrückung einzusetzen.

"Fifty Shades of Brown!" - Rede unseres Mitglieds Abed Khalifeh auf der Demo "Stop the Genocide" (18.07.25 München)

Das Video zur Rede kann man hier ansehen:
(150) Munich has Fifty Shades of Brown - YouTube

„Fifty Shades of Brown“

Wie ihr vermutlich erfahren habt, haben diverse - offensichtlich zionistische - Organisationen zu einer Gegendemo heute aufgerufen, um – wie sie vorgaukeln, die Synagoge am Jakobsplatz vor uns mit einer Menschenkette zu „schützen“.

Angeblich hätten mehrere von uns bei vorherigen Kundgebungen dort Juden provoziert. In Wirklichkeit sind es jedoch Zionisten, die mit der israelischen Flagge auf unsere Demonstrationen kommen und von der Polizei eskortiert werden. Würde ich jetzt zum Jakobsplatz laufen, würde ich mit Sicherheit daran gehindert werden. Ich würde jedoch gerne dorthin gehen, um mit unseren jüdischen Mitstreitern, die hier mit uns sind, in der Synagoge für ein Ende des Genozids zu beten.

Zu der Gegen-Demo aufgerufen haben: der Verein „München ist “Bunt‘“, mit im Boot sind - die vermutlichen Drahtzieher - DIG München, die Motorradgruppe „Kuhle Wampe“, welche sich als Antifaschisten ausgibt, mit dieser Aktion jedoch die faschistische Regierung dieses Kolonialstaats unterstützt. Auch dabei sind „Omas gegen Rechts“. Ich frage euch, liebe Omas, seid ihr tatsächlich gegen rechts, oder eher diejenigen, die damals als Kinder in der HJ marschiert sind und hinterher behauptet haben „wir haben es nicht gewusst“? Glaubt ihr mit der Unterstützung eines weiteren Genozids, euch von den Verbrechen eurer Elterngeneration freikaufen zu können?

Meine Rede richtet sich heute an diese genannten Verleumder und Hetzer.
Liebe München ist "Bunt“-Akteure, lieber Herr Krause und liebe Zionisten- und Faschisten-Freunde, welche zur Gegendemo aufgerufen haben! Mit eurem Theaterstück „Schützt unsere Synagoge – Menschenkette gegen Antisemitismus“ geht es euch offensichtlich nicht um den Schutz von Juden und Jüdinnen, sondern ausschließlich darum, berechtigte Kritik am rassistischen, kolonialen Zionismus mit Antisemitismus zu vermischen – dies, um eine zionistische Agenda durchzusetzen, welche auf ethnische Säuberung Palästinas abzielt.
Ihr schürt Ängste, basierend auf Lügen, obwohl ihr genau wisst, dass AntizZionismus nichts mit Antisemitismus zu tun hat.

M e h r n o c h:
Zionisten sind die wahren Antisemiten. Ich erinnere an den frühen Zionisten Arthur Ruppin. Ruppin war einer der führenden Köpfe der zionistischen Bewegung und Mitbegründer der Hebräischen Universität in Al-Quds / Jerusalem. Er klassifizierte Juden in einem rassistischen und biologistischen Sinne. Er glaubte, dass bestimmte „Typen“ von Juden gesünder, produktiver oder kulturell wertvoller seien als andere.
Dabei stufte er orientalische Juden - also die semitischen unter den Juden – auf den vorletzten Rang ein, jemenitische Juden belegten den untersten Platz. Nichtsemitische, also „weiße“, europäische Juden hingegen setzte er an die Spitze. Diese sollten auch bei der Kolonialisierung Palästinas Vorrang haben.
Was ist demnach rassistischer, menschenverachtender und antisemitischer als Zionismus? Das Werk dieses Rassisten heißt „Soziologie der Juden“ (erschienen 1931).

Obwohl Herr Krause, „München ist bunt“ und ihre Komplizen genau wissen, dass viele Juden und Jüdinnen mit uns hier – Arm in Arm – gegen ethnische Säuberung und Genozid demonstrieren, inszenieren sie ein Theaterstück, als wären Juden und die Synagoge in München gefährdet. Liebe genannte Unterstützer der Kriegsverbrechen:

Ihr macht euch bewusst an einem Völkermord mitschuldig – und das Ganze hinterhältig unter dem Deckmantel von „Bunt“ und „Schutz der jüdischen Minderheit“. Hierbei missbraucht ihr jüdisches Leben in Deutschland als Vorwand, um gegen das Pro-Palästina-Lager - also all diejenigen, die gegen Genozid und zionistische Kriegsverbrechen protestieren, zu hetzen. Ihr missbraucht den Antisemitismus für eure Agenda und schadet damit dem Kampf gegen Judenhass, der durchaus existiert in diesem Land – jedoch gewiss nicht im Pro-Palästina-Lager.
Nichts, absolut nichts habt ihr aus der braunen Geschichte dieses Landes gelernt – aus der Zeit, als sich diese Stadt stolz „Hauptstadt der Bewegung“ nannte. Erneut folgt ihr einer rassistischen Ideologie – und nehmt dabei einen Völkermord billigend in Kauf. Wenn man morgen hier Muslime oder Afrikaner abtransportieren würde, würdet ihr wahrscheinlich erneut „braun“ statt „bunt“ tatenlos zusehen – und hinterher scheinheilig behaupten: „Wir haben es nicht gewusst.“ Wenn ich mir euch und eure Aktionen ansehe, schmerzt es mich zu erkennen, dass 80 Jahre Vergangenheitsbewältigung kläglich gescheitert sind. Ich fürchte, einige von euch würden selbst in einer „Zionisten-Jugend“ (ZJ) stolz marschieren.

„Pfui Deifi“, kann ich nur sagen: Ihr seid weder „gegen rechts“, noch antifaschistisch und schon gar nicht bunt – ihr seid

„Fifty Shades of Brown“!

"We are not numbers": Lesung, Film, Musik für die Stimmen der Kinder in Gaza - 27.07.25, 17:00 Uhr Gorilla Bar

“We Are Not Numbers”

Lesung, Musik, Film - Für die Stimmen der Kinder in Gaza

Datum: 27.07.25
Uhrzeit: 17.00 h
Ort: Gorilla Bar - Hirschbergstraße 23, 80634 München
Eintritt frei - Spenden und Einnahmen gehen an den Palestine Childrens Relief Fund (http://www.pcrf.net)

An diesem Abend möchten wir die Stimmen der Kinder in Gaza hörbar machen. Wir laden Sie ein, zuzuhören, mitzudenken und die Ungerechtigkeit wahrzunehmen, die es bedeutet, wenn Leben und Träume zum Privileg werden.

Programm:

17.00 Uhr:
Gonca de Haas und Tuncay Acar lesen aus: “Eine Million Drachen” (2024 Leila Boukarim & Asaf Luzon) und “We Are Not Numbers” (2019, Illustriert von Malak Mattar, Herausgeber: Lorenz Oehler, Verlag: Lenos). Musikalische Begleitung: Salma Mrabet (Oud - arabische Kurzhalslaute).

18.30 Uhr:
Kurzfilm “THE PRESENT” (Regie: Farah Nabulsi, Palästina, Katar, 2020) wird gezeigt. 

19.00 Uhr:
Austausch und Zusammensein


Die Situation in Gaza spitzt sich von Tag zu Tag immer mehr zu. Es sterben tagtäglich unschuldige Zivilist:innen. Man spricht von ca. 60.000 Toten, aber auch gleichzeitig von ca. 370.000 Vermissten. 
Was das vor allem für die betroffenen Kinder und Jugendlichen bedeutet, können wir uns hier nicht vorstellen. Die Weltöffentlichkeit sieht zu, während jeden Tag durchschnittlich 30 Kinder sterben. Sie sterben unter Trümmern oder werden von den Kugeln der Scharfschützen getroffen. Sie verbrennen an lebendigem Leibe, werden zu Vollwaisen, oder verlieren einen Großteil ihrer Familie. Die, die überleben, werden bis zum Lebensende von Traumata gezeichnet sein.
Der gesellschaftliche Diskurs ist vergiftet und ergießt sich in polarisierendem Populismus und viele fühlen sich der Hilflosigkeit ergeben, nichts tun zu können. Eine Gruppe aus dem Umfeld der Gorilla Bar in Neuhausen, bestehend aus dem Betreiber Ahmet Özkan der, Aktivistin Rihm Miriam Darwish, der Schauspielerin Gonca De Haas und dem Kulturschaffenden Tuncay Acar hat sich nun zusammengetan um jenseits der politischen Polemik denen eine Stimme zu geben, die gerade Ihre Zukunft verlieren und überhaupt nicht gehört werden: den Kindern und Jugendlichen von Palästina.


Gegendarstellung der JPDG zum Aufruf "Schützt unsere Synagoge" von München ist bunt am 18.07.2025

Für Freitag, 18.07.2025 um 18:30 Uhr, ist in München am Rindermarkt eine palästinasolidarische Demonstration angekündigt.
Die Bewegung “München ist bunt” hat daraufhin zu einer Gegendemo mit dem Aufruf “Schützt unsere Synagoge” aufgerufen. Teil der Bewegung “München ist bunt” sind prominente Münchner wie etwa Münchens 2. Bürgermeister Dominik Krause.

Anmerkung der JPDG: Die Route der Marschdemo “Stop The Genocide” führt überhaupt nicht an der Synagoge vorbei…

Die Initiative „München ist bunt“ beteiligt sich regelmäßig an öffentlichen Kampagnen, die darauf abzielen, palästinasolidarische Personen und Gruppen zu diskreditieren. Diese Aktivitäten beinhalten wiederholt den Versuch, legitime Kritik an der israelischen Regierung mit Antisemitismus gleichzusetzen, wodurch engagierte Stimmen systematisch diffamiert werden.

Die JPDG widerspricht “München ist bunt” entschieden! Hier unsere Stellungnahme:

Der Aufruf von “München ist bunt”, am 18.07.2025 öffentlich “unsere Synagoge zu schützen” wirkt zunächst wie ein Zeichen solidarischer Zivilgesellschaft. Doch bei näherem Hinsehen offenbart sich eine mehr als nur problematische Instrumentalisierung. Nicht nur wird hier pauschal eine Bedrohung durch palästinasolidarische Gruppen suggeriert, es wird auch das jüdische Leben in Deutschland als Vorwand missbraucht, um gegen eben diese Gruppen Stimmung zu machen.

Die Palästinasolidarität in Deutschland hat zu keinem Zeitpunkt jüdische Einrichtungen angegriffen oder Synagogen bedroht. Ihr Protest richtet sich gegen Kriegsverbrechen an der palästinensischen Zivilbevölkerung, gegen ethnische Säuberung und Genozid (unabhängig vom noch ausstehenden Urteil des IGH sprechen renommierte Genozidforscher wie Omer Bartov oder Raz Segal und internationale Organisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch von Genozid), sowie die völkerrechtswidrige Besatzungspolitik, gegen die Kriegsverbrechen Israels - nicht gegen Jüdinnen und Juden. Die wiederholte Gleichsetzung von Kritik an Israel mit Antisemitismus ist nicht nur faktisch falsch, sondern delegitimiert auch jüdische Stimmen, die sich kritisch zu Israels Politik äußern. Somit maßt es sich “München ist bunt” u.a. an, Juden des Antisemitismus zu bezichtigen.

Was “München ist bunt” mit diesem Aufruf betreibt, ist ein gefährliches Spiel:
Jüdische Gemeinden werden instrumentalisiert, um politische Gegner zu delegitmieren. Damit wird nicht jüdisches Leben geschützt - sondern für eine antipalästinensische Agenda vereinnahmt. Der offen zur Schau getragene Vorwurf, palästinasolidarische Demonstrationen seien eine Bedrohung für jüdische Einrichtungen, ist nicht nur unbelegt, sondern bedient ein Narrativ, in dem Palästinenser:innen pauschal als Sicherheitsrisiko gelten.

Diese Umkehrung der Realität stellt eine Form von sekundärem Antisemitismus dar: Denn wer jüdisches Leben dazu benutzt, um andere Minderheiten zu diskreditieren, instrumenatlisiert genau die Menschen, die man zu verteidigen vorgibt. Eine solche Haltung widerspricht jedem aufrichtigen Kampf gegen Antisemitismus - und auch jeder ernst gemeinten Solidarität mit den Jüdinnen und Juden.

Wer es mit Demokratie, Frieden und Menschenrechten ernst meint, sollte aufhören, jüdische Symbole in antipalästinensischer Propaganda zu missbrauchen. Statt “Schutzaktionen” mit Unterstellungen braucht es endlich offene, faire und differenzierte Debatten über den Nahostkonflikt - ohne Denkverbote, ohne Scheinmoral und ohne politischen Missbrauch von Religion.

Rede Shelly Steinberg auf der Kundgebung "Waffenlieferungen an Israel: NICHT in meinem Namen!" am 26.06.25 in München

Hier die Rede von Shelly Steinberg auf der Kundgebung “Waffernlieferungen an Israel: NICHT in meinem Namen!”
Organisatoren:
DfGVK-Bayern
Amnesty München
Frauen in Schwarz
IPPNW Germany
Wilpf
JPDG

Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens, liebe Münchnerinnen und Münchner,

Wir stehen heute hier, weil wir nicht länger schweigen wollen. Wir stehen hier, weil wir Nein sagen – Nein zu Gewalt, Nein zu Krieg, Nein zu Waffenexporten, die Tod bringen statt Sicherheit, Angst statt Gerechtigkeit, und Eskalation statt Frieden. Und wir sagen Nein zu einer Sprache, mit der diese Gewalt gerechtfertigt wird.

Deutschland liefert weiterhin Waffen an Israel – auch mitten im Krieg, auch während das humanitäre Völkerrecht mit Füßen getreten wird, auch während in Gaza zehntausende oder eher hunderttausende Menschen, darunter rund 50.000 Kinder, ihr Leben verloren haben. Das ist ein moralisches und politisches Versagen. Und es ist ein Bruch mit allem, was Deutschland aus seiner Geschichte hätte lernen müssen.

Ein Staat, der sich verteidigen will, muss sich dabei an das Völkerrecht halten. Doch was wir sehen, ist eine Besatzungspolitik, die seit Jahrzehnten systematisch Rechte verletzt, Land raubt und Leben zerstört. Was wir sehen, ist ein brutaler Genozid in Gaza und ethnische Säuberung im Westjordanland. 

Und Deutschland? Liefert weiter Waffen, schaut weg und lügt – Deutschland stellt sich wieder auf die falsche Seite der Geschichte. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft gezogen werden! Wer Waffen liefert, macht sich zum Verantwortlichen und Komplizen dessen, was mit diesen Waffen geschieht.

Wir sagen ganz klar: Keine Waffen an eine Armee, die Völkermord begeht! Keine Waffenlieferungen an einen Staat, der das humanitäre Völkerrecht mit Füßen tritt! Wir fordern ein sofortiges Rüstungsembargo gegen Israel!

Doch damit nicht genug. In den letzten Monaten sehen wir eine gefährliche regionale Eskalation: Israel führt immer wieder gezielte Angriffe auf syrische, libanesische und iranische Gebiete durch – sei es über Luftschläge, Cyberattacken oder gezielte Tötungen. All das wird zu „Israels Recht auf Selbstverteidigung“ deklariert. Mal abgesehen davon, dass all diese Angriffe nichts mit Selbstverteidigung zu tun haben – haben all die anderen Staaten kein Recht, sich vor den aggressiven und brutalen Angriffen Israels zu verteidigen? So hat Israel beispielsweise sämtliche Waffen Syriens zerstört bzw. gestohlen - und das Magazin “Der Spiegel” betitelt dieses Vorgehen als “Vorwärtsverteidigung”.

Israel macht gar keinen Hehl aus seinen Expansionsvorhaben – es propagiert ein Großisrael, das Syrien und Libanon miteinschließt. Netanyahu hat mehrfach gesagt, dass seine Regierung den gesamten Nahen Osten umformen wird, er hat mehrfach eine Landkarte gezeigt, auf der keine palästinensischen Gebiete zu sehen waren, hohe Kommandanten des israelischen Militärs haben mehrfach öffentlich kundgegeben, ein Großisrael zum Ziel zu haben. Mehrfach hat Israel angekündigt, niemals einen palästinensischen Staat zu dulden.
Für Israels Angriffe auf den Iran gibt es überhaupt keine Rechtfertigung – Iran hat sich an alle Vorgaben der INEA gehalten. Im Gegensatz zu Israel.

Wir sagen auch hier: Das ist brandgefährlich. Jeder Angriff auf den Iran birgt die Gefahr eines Flächenbrandes, eines Krieges, der den gesamten Nahen Osten ins Chaos stürzen könnte. Und Europa? Und Deutschland? Statt zu deeskalieren, stellen sie sich einseitig hinter Israels Regierung – egal, wie provokativ und völkerrechtswidrig deren Handeln ist. Mit der Teilnahme der USA an Israels Seite und der deutschen unverbrüchlichen Solidarität mit Israel und den Waffenlieferungen scheint ein 3. Weltkrieg nicht mehr ganz unwahrscheinlich. Wieder ein Weltkrieg, an dessen Beginn Deutschland mit in erster Reihe steht.

Deutschland hat kürzlich die Umsetzung von Sanktionen der EU in Form von der Aussetzung des Assoziierungsabkommens mit Israel aufgrund Israels Menschenrechtsverletzungen verhindert! Deutschland missbraucht seine privilegierte Position in der EU, um israelische Interessen in europäische Staaten zu tragen! Es macht sich zum Lobbyisten Israels innerhalb der EU. Man kann sich nur genieren. 

Genieren kann man sich auch nur für die Sprache unserer politischen Ebene, wie wir sie schon seit Längerem hören.
Die ehemalige Außenministerin Annalena Baerbock sprach im Bezug auf den Krieg in der Ukraine davon, dass man „die Russen in die Knie zwingen würde, bis sie nicht mehr aufstehen können“ – spricht so die ranghöchste Diplomatin Deutschlands???
Der nun amtierende Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich bereits mehrfach in absolut inakzeptabler Weise geäußert: Er sprach über Kinder mit Migrationshintergrund von „kleinen Paschas“, die Israelflagge bezeichnet er als „Judenfahne“ und seine letzte Unverschämtheit war es, den Angriffskrieg Israels gegen den Iran, der bereits über 675 zivile Menschenleben gekostet hat, als „Drecksarbeit“ zu bezeichnen. 
Was ist das für eine Sprache? Eine Sprache der Vernichtung, nicht der Diplomatie. Eine Sprache der Eskalation, nicht des Friedens. Eine Sprache, die ausgrenzen soll, nicht vermitteln.
Wir sagen ganz klar: So redet man nicht über Menschen, auch nicht über Gegner. So schafft man keinen Frieden – so zementiert man Krieg.

Die Aufgabe von Politikerinnen und Politikern ist nicht, das Feuer anzufachen, sondern es zu löschen. Es ist ihre Pflicht, Frieden zu ermöglichen – nicht Kriege zu verlängern. Wer so redet, hat den Kompass verloren – moralisch und politisch.

Wir fordern deshalb nicht nur ein Ende der Waffenexporte an Israel und andere Kriegsparteien.
Wir fordern auch eine andere politische Kultur – eine Kultur der Verantwortung, der Menschlichkeit und des Völkerrechts. Keine Sprüche wie „Drecksarbeit“ – sondern klare, rechtsstaatliche Maßstäbe. Keine Rhetorik der Vernichtung – sondern der Deeskalation.

  • Wer Frieden will, muss vermitteln – nicht vernichten.

  • Wer Verantwortung trägt, muss sie auch übernehmen – für jedes Opfer, das mit unseren Waffen stirbt.

  • Und wer Menschenrechte ernst nimmt, kann sie nicht selektiv verteidigen.

Wer wirklich Frieden will, darf nicht weiter Öl ins Feuer gießen. Wer Frieden will, muss Waffenexporte stoppen. Wer Frieden will, muss diplomatisch handeln, muss vermitteln, nicht polarisieren. Und wer glaubt, man könne Menschenrechte selektiv verteidigen – dort ja, hier nein – hat nicht verstanden, was Menschenrechte bedeuten und hat auf dem politischen Parkett nichts verloren.

Wir kämpfen für einen gerechten Frieden. Für das Ende der Besatzung. Für das Recht auf Leben und Sicherheit – für Palästinenserinnen und Palästinenser,  für Iranerinnen und Iraner - für alle Bürgerinnen und Bürger des Nahen Ostens.  
Der Tod eines Kindes in Rafah oder Teheran ist nicht weniger schlimm als der Tod eines Kindes in Tel Aviv oder Kiew. Menschlichkeit kennt keine Nationalität!

Deshalb fordern wir:

  • Ein sofortiges Rüstungsembargo gegen Israel!

  • Ein sofortiges Ende des Völkermordes an Palästinenser*innen in Gaza!

  • Eine sofortige Beendigung der völkerrechtswidrigen Besatzung und ethnischen Säuberung im Westjordanland!

  • Ein Ende der militärischen Eskalation gegen den Iran – und aller Provokationen, die den Nahen Osten weiter destabilisieren!

  • Eine klare Absage an kriegstreiberische Sprache – aus jedem politischen Lager!

  • Eine neue Friedenspolitik, die auf Gerechtigkeit, Diplomatie und Völkerrecht baut!

Und lasst uns jetzt noch einen kurzen  Blick auf unsere Stadt werfen, die ehemalige Hauptstadt der Bewegung:

Seit Monaten. Ohne Kontext, ohne Erklärung, ohne jede kritische Einordnung. Während in Gaza ganze Familien unter den Trümmern liegen, hängt hier einseitig Solidarität mit einer Regierung, die diesen Krieg führt.
Die Stadtverwaltung Münchens rühmt sich auch noch, Teil des Netzwerkes „Mayors for Peace“ zu sein – das ist im besten Fall nur lächerlich. Denn dieses Netzwerk hat es sich auf die Fahne geschrieben, Atomkriege zu verhindern. OB Reiter und seine Kumpanen stellen sich jedoch auf die Seite Israels, eine Atommacht, die sich jeglicher Kontrolle durch unabhängige Experten entzieht, während es die Atomanlagen Irans bombardiert. 

Wer für Frieden eintritt, muss sich klar positionieren – für das Leben, nicht für eine Seite. Für das Völkerrecht, nicht für politische Bündnistreue. Für universelle Menschenrechte, nicht für doppelte Standards.

Frieden gibt es nur mit Gerechtigkeit. Und Gerechtigkeit beginnt damit, dass wir aufhören, Krieg zu beliefern.

Lasst uns laut sein. Lasst uns viele sein. Und lasst uns nicht aufhören, bis Frieden möglich ist!

Keine Waffen – nirgendwo hin! Frieden jetzt!




Einladung: Prof. Ilan Pappe "Die vergessenen Palästinenser. Die Geschichte der Palästinenser in Israel.", 26.05.25 München

E i n l a d u n g

Die vergessenen Palästinenser
Die Geschichte der Palästinenser in Israel

Am 26. Mai 2025 wird der zu den „neuen israelischen Historikern“ zählende Professor Ilan Pappe aus Exeter (GB) in München sein neues Buch „Die vergessenen Palästinenser“ vorstellen.

Wir freuen uns, ihn nach seinem viel beachteten Vortrag vom September 2023 erneut in München begrüßen zu können.

Pappe ist einer der profiliertesten Wissenschaftler, der sich mit dem Nahost-Thema seit Jahrzehnten beschäftigt. Seine erstmals 2007 auf Deutsch erschienene Studie „Die ethnische Säuberung Palästinas“ zählt inzwischen zu den Standardwerken. Mit seiner Revision der „offiziellen zionistischen Geschichtsschreibung“ machte er sich in Israel allerdings nicht wenige Feinde, die ihn dann 2007 aus seiner Professorenstelle in Haifa vertrieben.
Pappe ist 1954 als Sohn einer jüdischen Familie, die in den 1930er Jahren aus Deutschland floh, in Haifa geboren. In Haifa, dem „Tel Aviv“ der Araber, leben bis heute Juden und Araber friedlicher zusammen als in anderen Städten Israels. Jedoch haben die Ereignisse vom Oktober 2023 auch hier ihre Spuren hinterlassen.

In seinem neuen Buch beschäftigt sich Ilan Pappe mit jenen Hunderttausenden Palästinensern, die als israelische Staatsbürger innerhalb der Grenzen des „jüdischen Staates“ leben und somit einen prekären Mittelweg zwischen den jüdischen Bürgern Israels und den enteigneten Palästinensern im Westjordanland und im Gazastreifen einnehmen.

Die vergessenen Palästinenser

Prof. Ilan Pappe
Vortrag und Diskussion (mit deutscher Übersetzung)
Datum: 26.05.2025. 19:00 Uhr (Einlass 18:30 Uhr)
Ort: SchlaU-Schule, Aula
Schertlinstr. 4, 81379 München
U 3 Richtung Fürstenried-West, Station Machtlfinger Straße

Eintritt frei, Spenden erbeten

Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München
Frauen in Schwarz München
Salam Shalom Arbeitskreis Palästina-Israel e.V.

"Bericht über ein zerstörtes Land" von unserem Mitglied Sybille Stier

“Bericht über ein zerstörtes Land”

Wir sitzen in der Mittagssonne, in Bethlehem neben einem Orangenbaum. In der Ferne ertönt der Muezzin, von der anderen Seite hört man die Kirchenglocken der St. Nicolaus Kirche in Beit Jala, dem anderen Stadtteil Bethlehems.
Und manchmal wird die scheinbar friedliche Stimmung unterbrochen durch kurze, dumpfe Detonationen – die Einheimischen wissen es – hier werden Raketen aus dem Yemen mit israelischen Drohnen abgefangen. Militärjets durchbrechen die Luft, kurzzeitig steht alles andere still.
Die Bazarstraßen sind wie ausgestorben, die Hotels, selbst das berühmte Banksyhotel an der Mauer haben geschlossen und verwundert wird man begrüßt - „Wie schön, dass du da bist“.

Wir arbeiten hier seit Jahren, bieten Workshops an für Musiktherapie, an denen Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen und Lehrer*innen teilnehmen. Organisiert wird das Ganze von unserer Partnerorganisation „Wings of Hope for Trauma“, mit der wir von Anfang an zusammenarbeiten.

Die Situation dieses Mal ist eine völlig andere. Das Land lebt im Krieg. Es unterliegt einer ethnischen Säuberung, die durch nichts mehr zu rechtfertigen ist.

Helga Baumgarten, eine Politikwissenschaftlerin und Journalistin, die seit 1993 an der Birzeit-Universität in Ramallah unterrichtet und eine der fundiertesten Kennerinnen der politischen Situation des Nahen Ostens ist, nennt in ihrem neuen Buch „Völkermord in Gaza“ (erschienen bei ProMedia-Verlag) Zahlen, die niemand hier kennt – niemand kennen soll, weil es kaum möglich ist, nicht darauf zu reagieren.
So veröffentlichte am 12.5.25  Ocha – das United Nation Office for the Coordination of Human Affairs:
„Auf israelischer Seite wurden seit dem 7.Oktober 2023 408 Soldat*innen getötet und 2612 verletzt. In Gaza wurden 160.000 Menschen getötet, davon 16.000 Kinder, 92% zwischen 6 Monaten und 2 Jahren sind kaum mehr überlebensfähig, es gibt mittlerweile mindestens 120.000 Verletzte, 91 % leiden unter Mangelerscheinungen, 300.000 Häuser sind zerstört, 90% der Schulen und Universitäten und 70% der Krankenhäuser, die verbliebenen sind nur sehr rudimentär einsatzbereit.“

Etliche Ärzte wurden laut Human Right Watch festgenommen und in Sde Teiman festgehalten.
Sde Teiman, ursprünglich ein Militärstützpunkt, dient seit Beginn des israelischen Genozids an den Palästinenser*innen im Oktober 2023 als Internierungslager. Es hat die höchste Gefangenenzahl aller Internierungslager Israels und liegt in der Negev-Wüste, nur 29 Kilometer von der Grenze Gazas entfernt. Amnesty-Chefin Agnès Callamard erklärte, Israel habe „Hunderte palästinensischer Mitarbeiter des Gesundheitswesens aus dem Gazastreifen ohne Anklage oder Gerichtsverfahren festgenommen“ und sagte, sie seien „Folter und anderen Misshandlungen ausgesetzt und in Isolationshaft gehalten worden“. So z.B. Dr. Hussam Abu Safiya. Er ist palästinensischer Arzt und Menschenrechtsverteidiger, der im Norden des Gazastreifens in Palästina lebt. Er ist Kinderarzt und Direktor des Kamal-Adwan-Krankenhauses, das im November 2024 mit nur zwei verbliebenen Ärzten eines der letzten kaum funktionierenden Krankenhäuser im Norden war. Seit Beginn des israelischen Völkermords im Gazastreifen weigerte sich der Menschenrechtsverteidiger, das Krankenhaus wie von den israelischen Streitkräften angeordnet zu räumen, aus Angst, seine Patienten im Stich zu lassen. Am 25. Oktober 2024 stürmte das israelische Militär brutal das Krankenhaus, bombardierte die Gebäude, nahm zahlreiche Patienten und das gesamte Krankenhauspersonal fest und tötete Hussam Abu Safiyas Sohn, weil sein Vater sich weigerte, das Krankenhaus zu verlassen.
Dies ist nur ein Fall von vielen.

 In der erschreckenden YouTube – Dokumentation „Kids under Fire“ wird von den wenigen verbliebenen internationalen Ärzten berichtet, wie sie gezielte Tötungen an Kindern festgestellt haben.
Und auch im sog. Westjordanland ist es heute kein Problem mehr, dass radikale Siedler in Selbstjustiz die palästinensischen Bewohner erschießen.
Vom 1.1.24 bis Mai 25 wurden 44.000 Menschen aus den Flüchtlingslagern vertrieben,
600 Menschen getötet, davon 109 Kinder, 800 Kinder wurden verletzt, viele verloren Gliedmaße.
Es gab 1800 Angriffe von Siedlern.

Ich möchte darauf hinweisen, dass Israel bis heute weder eine formale Verfassung noch ein staatliches Grundgesetz besitzt. Als quasi-verfassungsrechtliche Grundlagen gelten die Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948 und die in den vergangenen Jahrzehnten durch die Knesset verabschiedeten so genannten „Grundgesetze“6 („Basic Laws“).
In der Unabhängigkeitserklärung hält der Staat Israel folgendes fest:

„Er (der neue Staat) wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Sinne der Visionen der Propheten Israels gestutzt sein. Er wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht, soziale und politische Gleichberechtigung verbürgen. Er wird Glaubens- und Gewissensfreiheit, Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur gewährleisten, die Heiligen Stätten unter seinen Schutz nehmen und den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen treu bleiben
Wir bieten allen unseren Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden den und guter Nachbarschaft und rufen zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe mit dem selbständigen jüdischen Volk in seiner Heimat auf. Der Staat Israel ist bereit, seinen Beitrag bei gemeinsamen Bemühungen um den Fortschritt des gesamten Nahen Ostens zu leisten.“

Ich stoße auf Jeshajahu Leibowitz, geb.1903 in Riga, gestorben 1994 in Jerusalem, einen scharfsinnigen israelischer Naturwissenschaftler und Religionsphilosoph, der fast sechs Jahrzehnte lang an der Hebräischen Universität Jerusalem Vorlesungen hielt.
Seit 1967 beschäftigte er sich mit der Besatzung der palästinensischen Gebiete und in der Folge mit „dem zunehmenden moralischen Verfall“ in Israel. Er war ein zutiefst religiöser Mensch, der dennoch die Trennung von Staat und Religion forderte. Er scheute sich nicht, die Siedler*innen in den besetzten Gebieten und Ariel Scharon damals öffentlich als Faschisten zu bezeichnen.
Er wurde, wie so viele andere, nicht gehört.

Mittlerweile prangern etliche israelische Intellektuelle wie Moshe Zimmermann, Gideon Levy von der Zeitung Haaretz, Jeff Halper, Ilan Pappe, um nur einige zu nennen, das Vorgehen der israelischen Regierung und vor allem das Nichtreagieren der westlichen Staaten an.

Und ich möchte aussprechen, was mittlerweile tausende von Menschen denken, nein sie erwarten es: Wann reagiert die deutsche Regierung auf diesen Genozid? Ja, wir haben eine Verpflichtung, wir haben eine 60jährige, fundierte Freundschaft zu Israel. Aber in der „normalen“ Rechtsprechung werde ich der Mittäterschaft angeklagt, wenn ich einem Freund, der mordet, noch weitere Messer liefere. Die Bundesrepublik unterstützt Israel in diesem Krieg mit 30% der Waffen.

Unsere Politiker werden nicht müde, das Gebet der Staatsräson herunterzuleiern, wohlwissend, dass die unbedingt geforderte Kritik an der israelischen Regierung nichts mit Antisemitismus zu tun hat, wohlwissend auch, dass ihre Untätigkeit allerdings ein gefährliches Erstarken des Antisemitismus zur Folge hat.

Was kann ein Politiker noch verlieren außer seiner Würde – ach ja, seinen Posten. Dann sind ihm natürlich die Hände gebunden. Schade. Und menschenverachtend dazu.

Ich sitze in Bethlehem unter einem Orangenbaum und schaue zu, wie die Menschen weinen und kann nichts tun.

RÄUME ÖFFNEN! Eine Münchner Initiative von Stadtrat Thomas Lechner und Shelly Steinberg

Die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München unterstütz die Inititative “Räume öffnen!” von Thomas Lechner und Shelly Steinberg. Dieser Aufruf richtet sich an die Münchner Zivilgesellschaft - freut sich aber auch über Unterstützung über die Münchner Stadtgrenzen hinaus.

Im Folgenden können Sie sich über die Inititative informieren. Wenn auch Sie diesen Aufruf unterstützen möchten, schreiben Sie den Intitiatoren eine Email an:
raumeoffnen@gmail.com

Offener Brief an die Zivilgesellschaft - RÄUME ÖFFNEN!

Mit großer Sorge beobachten wir die internationalen Entwicklungen in den letzten Wochen und Monaten hin zu einer geopolitischen Neuordnung der Welt sowie den zeitgleichen massiven Rechtsruck in bislang demokratischen Ländern wie den USA oder Argentinien, aber auch in vielen Ländern Europas inklusive Deutschlands. Wir sehen unsere Demokratie in höchster Not und Gefahr!

In Deutschland manifestiert sich dieser Rechtsruck vor allem in einer vollkommen fehlgeleiteten Debatte über Migration und Zuwanderung. Statt soziale Probleme anzupacken, verstärken die etablierten Parteien den diskriminierenden und in großen Teilen rassistischen Diskurs, der von der AfD und anderen rechtsextremen Gruppierungen vorgegeben wird. 

Das Sterben von demokratischen Strukturen beginnt dabei mit der immer häufigeren Missachtung von Menschenrechten und von internationalen Vereinbarungen, die diese absichern sollen. Erst recht beginnt sie dort, wo unsere Politiker einen Rechtsbruch offensiv ankündigen (wie das der designierte künftige Kanzler Friedrich Merz vor kurzem mit seiner Einladung an den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu ausgesprochen hat, bei der er sich über einen internationalen Haftbefehl hinwegsetzen will).

Ein zentraler Baustein dieses rapiden Wandels ist die Entwicklung im Nahen Osten, und das nicht erst seitdem Donald Trump seine menschenverachtende Vision von einem Luxus Resort am Mittelmeer in einem Video veröffentlicht hat, welches an Misanthropie und Zynismus kaum zu überbieten ist. Die in Teilen rechtsradikale Regierung in Israel hat nun angekündigt, die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu vernichten, wenn sie “die Hamas nicht selbst vertreibt” und das Gebiet der Westbank genauso platt zu machen, wie das seit nunmehr eineinhalb Jahren im Gazastreifen geschieht, wo kaum noch ein Stein auf dem anderen steht und die Grundversorgung der Menschen blockiert und/oder zerstört wird.

Wie jedoch verhält sich die internationale Gemeinschaft zu den massiven Rechtsbrüchen (von Kriegs- und Menschenrechtsverletzungen) durch den Bündnispartner Israel. Wie verhält sich unsere Regierung und wie ist das auf kommunalpolitischer Ebene?

Mit Erschrecken erleben wir, wie in München Kulturveranstaltungen, Benefizkonzerte, Debatten und öffentliche Meinungskundgaben diskreditiert, kriminalisiert und teilweise verhindert werden. Es passiert genau das Gegenteil von dem, was eigentlich nötig wäre: eine offene Debattenkultur, künstlerische Interventionen, ein Zusammenrücken der Gesellschaft, Vermittlungs- und Versöhnungsangebote an Personengruppen, die besonders (direkt oder indirekt) von den Geschehnissen im Nahen Osten betroffen sind. Obwohl die Stadt München mit dem Verbot von Debatten über die BDS-Bewegung vor dem Bundesverwaltungsgericht gescheitert ist, gibt es keine erkennbare Änderung der Haltung gegenüber vielfältigen Initiativen, die einen demokratischen Diskurs einfordern. Im Gegenteil: diese werden gegängelt, behindert, eingeschränkt, bedroht und kriminalisiert. Auf die gravierenden gesellschaftlichen Probleme von Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus ist dies die falsche Antwort: tatsächlich nehmen beide laut aktuellen Umfragen rapide zu.

Obwohl z.B. pädagogische Fachkräfte schon seit langem fordern, von geschulten Fachleuten betreute offene Diskussionen unter jungen Menschen durchzuführen, unter Einbindung von Coaches und Awareness-Strukturen, klafft hier eine riesige Leerstelle. Obwohl es zahlreiche Kulturinitiativen bräuchte, werden diese meistens verunmöglicht. Obwohl eine Demokratie von öffentlichem und wertschätzendem Dialog, Austausch und Streit lebt, wird dieser nicht geführt, sondern verhindert. Und obwohl zahlreiche Personen aus dem politischen Leben beteuern, es sei kein Antisemitismus, wenn die Regierung Israels kritisiert wird, wird in der Praxis gegen nahezu jegliche israelkritische Äußerung interveniert, werden Lebensläufe von Protagonist*innen und Künstler*innen auf den Prüfstand gestellt, deren punktuelle Äußerungen in den sozialen Medien aus dem Kontext gerissen oder als Beleg für Antisemitismus gewertet, selbst wenn die Betreffenden Aussagen zurückgenommen, Posts gelöscht oder andere Klarstellungen versucht haben. Der seit Jahrzehnten andauernde Konflikt führt zu schweren Verletzungen (bis hin zu Traumata) auf beiden (!) Seiten. Es ist nachvollziehbar, dass bei diesem emotional hoch aufgeladenen Thema immer wieder auch mal unbedachte, spontane Äußerungen fallen. Es ist aber noch lange keine Unterstützung problematischer Aussagen, wenn man diese zu thematisieren versucht, um in einen Austausch zu kommen. Wer auch immer versucht, Menschen- und Kriegsrechtsverstöße der israelischen Armee zu thematisieren, muss jedoch damit rechnen, mindestens herabgewürdigt und beleidigt oder gar als „Antisemit“ abgestempelt zu werden. 

Damit wir nicht falsch verstanden werden: Natürlich hat Israel, wie jeder Staat, grundsätzlich ein „Selbstverteidigungsrecht“. Das gleiche Recht gilt aber z.B. auch für Syrien, deren Waffenbestände und Selbstverteidigungsstrukturen beim Umbruch hin zu einer neuen Regierung mal eben prophylaktisch von Israel ausradiert wurden, nach dem Motto – das Selbstverteidigungsrecht in der Region gilt nur für den Staat Israel, nicht aber für seine Nachbarländer. Kein öffentlicher Aufschrei, keine Stellungnahme dazu aus Regierungskreisen. Es ist auch keine "Selbstverteidigung" wenn Tausende von Pagern gezündet werden, unabhängig davon ob sich gerade zufällig Zivilisten (darunter viele Frauen und Kinder) in der Nähe befinden. Der Krieg im Gazastreifen verstößt permanent gegen das Kriegs(!)recht, indem er die Liquidierung der Zivilbevölkerung (bis zu 2 Millionen Menschen) mindestens als „Kollateralschaden“ in Kauf nimmt. Während Israels Selbstverteidigungsrecht international betont und als Rechtfertigung für Waffenlieferungen herangezogen wird, wird das Recht der Palästinenser auf Selbstverteidigung und Selbstbestimmung permanent missachtet und verletzt.
Diese Liste ließe sich noch ewig fortführen und gerade spitzt es sich erneut zu, weil nicht nur Lebensmittel- und Hilfslieferungen in den Gazastreifen schon wieder blockiert werden und damit eine große Hungersnot in Kauf genommen wird, sondern der Waffenstillstand einseitig gebrochen und eine neuerliche, massive Invasion im Gange ist. 

Als Begründung für die katastrophale “Toleranz” gegenüber der israelischen Kriegsführung wird in der Regel die besondere Verantwortung der Deutschen zum Schutz jüdischen Lebens angeführt. Historische Verantwortung bedeutet für uns aber auch, dass ein “Nie wieder” überall und für alle zu gelten hat und sie bedeutet, sich gegen jeden (!) Krieg und insbesondere gegen jegliche Form von Kriegsverbrechen einzusetzen. Gerade aus unserer historischen Verantwortung heraus ist es nötig, all diese Fragen in offenen und öffentlichen Diskursen zu verhandeln und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

Wir nehmen diese Politik des Verschweigens nicht mehr hin und ergreifen jetzt Initiativen, um diese dringend nötigen Debatten endlich öffentlich zu führen. Wir fordern:

RÄUME ÖFFNEN
für den demokratische Dialog

RÄUME ÖFFNEN
für das Einbeziehen von Personen aus den verschiedenen Konfliktparteien

RÄUME ÖFFNEN
für einen gerechten und anhaltenden Frieden im Nahen Osten.

Mit diesem Text wenden wir uns an Einzelpersonen und Gruppen mit der Bitte, uns zu unterstützen.
In Phase 1 wollen wir diesen Brandbrief verbreiten um Unterstützer*innen für unsere Initiative zu finden.
Anschließend wollen wir bislang gecancelte als auch neue  Veranstaltungen in öffentlichen (d.h. auch in städtischen) Räumen durchführen. Wir wollen Einzelinitiativen für Kulturevents oder Diskussions- veranstaltungen gemeinsam auf die Füße stellen, damit die Diskreditierung von Personen, Initiativen und Gruppen ein Ende findet. Wir distanzieren uns nicht in vorauseilendem Gehorsam von Personen und Inhalten, sondern wir werden (mit entsprechenden Moderator*innen und Awareness-Teams) “Safer Spaces” kreieren und dafür Sorge tragen, dass Debatten wertschätzend geführt werden können, Diskriminierungen verhindert und Menschenrechte geachtet werden. Auf jeden Versuch, uns Räume vorzuenthalten oder diese Kampagne zu verhindern, werden wir juristische Antworten finden und uns unser Recht für derartige Initiativen (auch in städtischen Räumen) ggf. vor Gerichten erstreiten. Ausgehend vom Grundsatzurteil über ein BDS-Diskussionsverbot in städtischen Räumen gehen wir davon aus, dass wir auf allen Ebenen auch juristisch erfolgreich sein werden.
Man muss nicht immer mit den jeweiligen Ansichten und Themen übereinstimmen, dennoch sollte das Recht auf Meinungsfreiheit jedes Einzelnen und jeder Gruppe respektiert werden.
“Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenken” - Rosa Luxemburg.

Sobald die ersten 2-4 Veranstaltungen feststehen, werden wir diese bei einer Pressekonferenz öffentlich machen. Auf dieser werden wir dann auch die Gruppen und Einzelpersonen veröffentlichen, die unsere Initiative unterstützen.

Melde Euch bitte bei uns, wenn Ihr eine Veranstaltung plant und durchführen wollt, damit wir in dem hier entstehenden Zusammenschluss die richtige Form, den adäquaten Ort und den passenden Termin finden und anschließend veröffentlichen können.

Gegen jeden Antisemitismus, gegen muslimfeindlichen und jede andere Form von Rassismus, gegen Diskriminierung, Frauenverachtung, Homo- und Transphobie, gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit!

Für ein aufrechtes und demokratisches Miteinander!

Für eine Rückkehr zur grundsätzlichen Einhaltung von Menschenrechten in all unseren Worten und Taten!

München muss das BDS-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts bedingungslos einhalten und auch Veranstaltungen ermöglichen, deren Legitimität sich aus diesem Urteil in ähnlichen und weiteren Themenfeldern ableiten lassen!

Shelly Steinberg (Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München)

Thomas Lechner (parteiloser Stadtrat für DIE LINKE in München)


Ich/meine Organisation unterstützen die Initiative „Räume öffnen für den Dialog”:

 RÄUME ÖFFNEN
- für den demokratischen Dialog
- für das Einbeziehen von Personen aus den verschiedenen Konfliktparteien
- für einen gerechten und anhaltenden Frieden im Nahen Osten.

und stelle mich hinter deren Forderungen:

Gegen jeden Antisemitismus, gegen muslimfeindlichen und jede andere Form von Rassismus, gegen Diskriminierung, Frauenverachtung, Homo- und Transphobie, gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit!

Für ein aufrechtes und demokratisches Miteinander!

Für eine Rückkehr zur grundsätzlichen Einhaltung von Menschenrechten in all unseren Worten und Taten!

München muss das BDS-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts bedingungslos einhalten und auch Veranstaltungen ermöglichen, deren Legitimität sich aus diesem Urteil in ähnlichen und weiteren Themenfeldern ableiten lassen!

Mit der Unterzeichnung dieses Dokumentes unterstützen wir die Durchführung von Diskussionen und Debatten bei öffentlichen Veranstaltungen im Sinne der Meinungs- und Redefreiheit, ohne jedoch notwendigerweise dort ausgedrückte Sachverhalte und Positionen im Einzelnen zu teilen.

Ihr erreicht uns unter der Emailadresse: raumeoffnen@gmail.com



Rede von Shelly Steinberg bei der Biennale Bavaria International zu "No Other Land", 10.05.2025

Am 10.05.2025 wurden unsere Mitglieder Rihm M. Darwish und Shelly Steinberg eingeladen, bei der Biennale Bavaria International in Altötting den Filmpreis Saphira in der Kategorie Courage für “No other Land” stellvertretend für die Regiesseure Basel Adra und Yuval Abraham entgegenzunehmen.

Hier können Sie die Rede von Shelly Steinberg nachlesen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bedanke mich vielmals für die Einladung und die Ehre, hier ein paar Worte an Sie richten zu dürfen. 

Mit der Verleihung der Saphira an “No other Land” in der Kategorie Courage, hat die Jury eine sehr gute Entscheidung getroffen. 
Denn manchmal begegnet uns ein Film, der nicht nur die Augen öffnet – sondern das Herz trifft. „No Other Land“ ist ein solcher Film. Ein Werk, das dokumentiert, was hier oft nur als ferne Schlagzeile wahrgenommen wird: den Verlust von Heimat, den Mut des Widerstands und den Preis der Menschlichkeit in einem Gebiet, das wie kaum ein anderes mit historischen, politischen und religiösen Bedeutungen überfrachtet ist – das Westjordanland.

Im Zentrum dieses eindringlichen Dokumentarfilms steht nicht nur der Kampf zwischen Besatzer und Besetztem, sondern auch eine Freundschaft – zwischen Basel Adra, einem jungen palästinensischen Aktivisten, und Yuval Abraham, einem israelischen Journalisten und Filmemacher. Ihre Zusammenarbeit ist selbst ein Akt von Courage – ein Zeichen gegen die Mauer des Schweigens und der Entfremdung, ein Zeichen gegen die Entmenschlichung des jeweils Anderen.

„No Other Land“ erzählt nicht abstrakt, sondern konkret. Wir sehen, wie israelische Bulldozer palästinensische Dörfer im Südwestjordanland zerstören. Wir sehen, wie die indigene Bevölkerung vom Besatzer tyrannisiert und terrorisiert wird. Wir hören die Stimmen derjenigen, die bleiben wollen, obwohl man ihnen das Land unter den Füßen entreißt. Wir spüren den Schmerz derjenigen, für die Heimat mehr ist als ein geographischer Ort – nämlich Identität, Erinnerung und Würde.
Diese Heimatlosigkeit geschieht aber nicht zufällig. Sie ist das Ergebnis einer Politik, die unter dem Deckmantel des Sicherheitsanspruchs systematisch Land enteignet, Siedlungen ausweitet, Einwohner vertreibt und tötet und damit das Völkerrecht verletzt. Eine Politik, die Menschen in Zonen einteilt – mit unterschiedlichen Rechten, unterschiedlichen Bewegungsfreiheiten, unterschiedlichen Lebensmöglichkeiten – alle jedoch ohne Zukunft. Die Besatzung ist kein Naturzustand – sie ist politisch gewollt und moralisch und juristisch nicht zu rechtfertigen.
Der Film kritisiert diese Politik und will sich nicht länger damit abfinden, dass Unrecht mit der Flagge der Nation gerechtfertigt wird.

Und genau hier kommt auch unsere Verantwortung ins Spiel. Deutschland darf nicht schweigen. Wer aus der eigenen Geschichte gelernt hat, darf nicht wegsehen, wenn Entrechtung, Vertreibung, systematische Diskriminierung, Apartheid, ethnische Säuberung und Völkermord stattfinden, geschweige denn, sich zum Komplizen machen – auch dann nicht, wenn sie von einem engen Partner begangen werden. Im Gegenteil: Würden Sie denn einem betrunkenen Freund auch noch die Autoschlüssel in die Hand drücken? Ich denke nicht.
Wahre Solidarität zeigt sich nicht im blinden Beistand, sondern im aufrichtigen Benennen von Unrecht. Gerade wir, in Deutschland, müssen den Mut haben, differenziert und menschenrechtsbasiert zu sprechen – im Namen einer Zukunft, in der Heimat für alle möglich ist. Denn im Grunde sind es die Palästinenser, die den Preis für die Schuld, die Deutschland auf sich geladen hat, bezahlen. Das dürfen wir nicht weiter zulassen.
Wenn aber die Politik versagt, ist die Zivilgesellschaft gefragt. Die deutsche Nibelungentreue zu Israel hat uns hier im Land an einen Punkt gebracht, wo es viel Mut erfordert, sich öffentlich für die Rechte der Palästinenser auszusprechen und die Fakten zu benennen, denn jegliche Form der Unterstützung der Palästinenser wird mit Diffamierungen und Repressionen belegt - so wurden auch Basel Adra und Yuval Abraham selbst auf der Berlinale zur Zielscheibe einer solchen Diffamierungskampagne seitens deutscher Politiker und Politikerinnen, was in den rechten israelischen Medien mit Freude ausgeschlachtet wurde. Das führte wiederum dazu, dass die gesamte Familie Yuval Abrahams vom rechten Mob in Israel bedroht wurde, so dass Abraham nach der Berlinale seinen Flug von Griechenland zurück nach Israel aus Angst nicht antrat und seine Familie in Israel mitten in der Nacht von ihrem Haus an einen sicheren Ort gebracht werden musste. Deutsche Politiker haben somit mit ihren Diffamierungen das Leben der gesamten Familie Abraham gefährdet. Wie sich das mit dem vermeintlichen Anspruch, jüdisches Leben schützen zu wollen, vereinbaren lässt, ist mir schleierhaft.

Wenn wir als Zivilgesellschaft es aber nicht schaffen, uns gegen ein solch repressives Vorgehen der Politik, das in großen Teilen verfassungswidrig ist und das Internationale Recht missachtet, zur Wehr zu setzen, haben Menschen wie Rihm und ich, die sich gegen das an den Palästinensern begangene Unrecht aussprechen, hier in Bayern, in Deutschland keine Heimat mehr.

„No Other Land“ ist bedeutend, weil er uns daran erinnert, dass wahre Courage darin besteht, Unrecht zu benennen – auch wenn es unbequem ist.

Man kann nur größten Respekt haben vor dem Mut der Filmemacher; für diesen Mut müssen sie jedoch teuer bezahlen. Der Co-Regisseur Hamdan Ballal zum Beispiel wurde nach seiner Rückkehr von der Oscarverleihung gemeinsam mit anderen Palästinensern und jüdischen Friedensaktivisten von jüdischen Siedlern angegriffen und vom israelischen Militär aus dem ihn behandelnden Krankenwagen verschleppt – ohne, dass irgendjemand darüber informiert wurde, wohin. Ballal wurde zwar wieder freigelassen – aber das Wissen, dass jeglicher Widerstand umgehend bestraft wird und kein internationaler Filmpreis die Realität vor Ort ändern kann, bleibt. Und das Gefühl, von der Welt im Stich gelassen zu werden. 

Der Einsatz für die Rechte der Palästinenser ist keine politische Frage, sondern eine Frage der Moral, Menschlichkeit und eines gesunden Gerechtigkeitssinns. Daher sind wir ALLE gefragt!

In einer Welt, in der Heimat zerstört wird, ist Courage unser letztes Zuhause. Und Schweigen ist keine Option.

Vielen Dank.





Rede von Rihm M. Darwish bei der Biennale Bavaria International zu "No other land", 10.05.2025

Am 10.05.2025 wurden unsere Mitglieder Rihm M. Darwish und Shelly Steinberg eingeladen, bei der Biennale Bavaria International in Altötting den Filmpreis Saphira in der Kategorie Courage für “No other Land” stellvertretend für die Regiesseure Basel Adra und Yuval Abraham entgegenzunehmen.

Hier können Sie die Rede von Rihm M. Darwish nachlesen:

Guten Abend,
ich spreche heute zu Ihnen als Palästinenserin. Und ich spreche nicht nur mit Worten, sondern mit einem Gewicht im Herzen, das sich kaum in Sprache fassen lässt. Denn was ich heute ehren darf, ist nicht einfach ein Film – es ist ein Aufschrei. Ein Akt des Überlebens. Eine Form des Widerstands gegen das Vergessen.

No Other Land ist nicht das Werk von Menschen, die aus sicherer Distanz berichten. Es ist der Versuch, mit der Kamera das zu dokumentieren, was man mit bloßen Worten nicht mehr sagen kann. Es ist das Zeugnis von Menschen, denen der Boden unter den Füßen genommen wurde – buchstäblich.

Dass Basil, ein junger Palästinenser, diese Geschichte erzählen musste, ist keine künstlerische Entscheidung. Es war Zwang. Es war Verzweiflung. Es war Notwehr gegen das Unsichtbarwerden. Er wollte kein Filmemacher sein. Er wollte einfach leben – in seiner Heimat, in Ruhe, in Würde. Doch das wurde ihm nicht erlaubt.
Und es ist eine schmerzhafte Wahrheit, dass dieser Film, hätte Basil ihn alleine gedreht, wohl kaum gesehen, gehört, beachtet worden wäre. Erst durch die gemeinsame Arbeit mit einem israelischen Aktivisten bekam er Sichtbarkeit. Das ist kein Vorwurf an diese Zusammenarbeit – sie verdient großen Respekt. Aber es ist ein Abbild der Realität: Die Stimme eines Palästinensers allein reicht nicht aus, um gehört zu werden. Nicht in der westlichen Öffentlichkeit. Nicht in Europa. Nicht in Deutschland.

Dass dieser Film heute in der Kategorie Courage ausgezeichnet wird, ist mehr als berechtigt. Denn was hier geleistet wurde, ist Mut in seiner reinsten Form: Menschen, die unter der Bedrohung des Verlustes ihrer gesamten Existenz weiter filmen, weiter erzählen, weiter hoffen – das ist keine filmische Leistung allein. Das ist Courage.

Der Film zeigt uns das Westjordanland – die West Bank. Wir sehen Bulldozer, die Häuser zerstören. Soldaten, die Familien vertreiben. Wir spüren die Angst, die Hilflosigkeit, das Ausharren. Und doch: So bitter das klingt – das, was wir dort sehen, ist nur ein Ausschnitt. Es ist ein Fenster in ein System, das noch viel grausamer geworden ist.
Denn wenn wir den Blick heute nach Gaza wenden, sehen wir kein Fenster mehr, sondern zerstörte Existenzen. Was in Gaza geschieht, sprengt jede Vorstellung. Es werden nicht nur Häuser dem Erdboden gleichgemacht – es werden Familien ausgelöscht, Städte zerstört, eine gesamte Bevölkerung ausgeliefert an Hunger, Schmerz und Tod. Wir erleben einen Genozid – ausgeführt vom israelischen Staat an der palästinensischen Bevölkerung.

Niemand wird jemals behaupten können, es nicht gewusst zu haben.
Das auszusprechen ist kein Tabu. Es ist eine Pflicht.

Und es geschieht nicht im luftleeren Raum. Es geschieht vor unseren Augen. Neben der systematischen Entrechtung in der West Bank, neben dem Siedlungsbau, den Checkpoints, der Gewalt gegen Zivilisten, erleben wir in Gaza die radikalste Form von Entmenschlichung. Menschen werden reduziert auf Zahlen, auf Staub, auf Schweigen.

Und genau deshalb braucht es Filme wie No Other Land. Sie machen sichtbar, was ausgelöscht werden soll. Sie geben den Namen zurück, wo nur noch Trümmer sind. Sie sagen: Wir waren hier. Wir sind hier. Wir gehen nicht.

Diese Auszeichnung heute – für Courage – ist auch ein Ruf an uns alle. Sie erinnert uns daran, dass Mut nicht bedeutet, keine Angst zu haben. Sondern zu handeln, obwohl die Angst da ist. Jede Stimme, jedes Engagement, jede Haltung zählt. Gerade jetzt. Gerade in Deutschland.

Und ich schließe mit den Worten, die in diesen Tagen mehr Kraft haben als je zuvor:
„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ – Bertolt Brecht

Danke. 





"Wenn die Gesundheit zum Ziel wird" - 29.04.2025, KKV Hansa Haus München

Israels tödliche Angriffe auf das Gesundheitssystem in Gaza

29.04.2025
KKV Hansa Haus - Großer Saal
Brienner Str. 39
80333 München

Nach 17 Monaten der verheerenden israelischen Militäroffensive, ist das Gesundheitswesen in Gaza weitgehend zerstört. Die israelischen Angriffe nahmen Krankenhäuser, Ambulanzen und medizinisches Personal gezielt ins Visier. 300 Gesundheitsarbeiter:innen wurden durch die israelische Armee festgenommen und teilweise an unbekannte Orte verschleppt. Mehr als 1000 Ärzt:innen, Sanitäter:innen und Pfleger:innen wurden getötet. Von den ehemals 36 Krankenhäusern sind 20 zerstört, und das obwohl sie eigentlich unter besonderem völkerrechtlichem Schutz stehen. Auch deshalb suchten zehntausende Menschen in ihrer Nähe Zuflucht. 
Die medizinische Versorgung im Gazastreifen befand sich schon vor den jüngsten Verheerungen seit Jahren im Modus der Dauerkrise. Trotzdem war sie für viele ein Rettungsanker, eine Institution des Überlebens und der Widerstandsfähigkeit, die selbst unter den schwierigsten Bedingungen Hoffnung und gegenseitige Unterstützung bot. Auch deshalb wuchsen Gesundheitsarbeiter:innen während der israelischen Angriffe über sich hinaus, leisteten unter schwersten Bedingungen Übermenschliches und gaben israelischen Gewaltandrohungen vielerorts bis zuletzt nicht nach. Mit ihrer Doppelfunktion als Orte der - wenn auch immer rudimentäreren - Versorgung Verletzter und Kranker sowie der Massenzuflucht standen Gesundheitseinrichtungen und ihre Mitarbeiter:innen der massenhaften Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung entgegen. Auch deshalb wurden sie zum Ziel.
Die Angriffe sind Teil einer weltweiten Entwicklung, die Gesundheit und die Versorgung von Kranken und Verletzten zur Zielscheibe macht. Ob in der Ukraine, Syrien, Sudan oder Gaza: die Zerstörung von medizinischer Infrastruktur wird als Mittel der Kriegsführung eingesetzt . Dass dabei unter Verletzung der Genfer Konvention mutmaßlich Kriegsverbrechen begangen werden, verdeutlicht einmal mehr die Notwendigkeit der Durchsetzung des Völkerrechts und der Rechtsprechung des Internationalen Strafgerichtshofs.
Das Recht auf Gesundheit für die Menschen in Gaza ist keine rein humanitäre Frage. Ohne die Verwirklichung des Rechts auf Selbstbestimmung wird das Recht auf Gesundheit für Palästinenser:innen keine Realität. Integraler Bestandteil ist dabei der (Wieder-)Aufbau eines Gesundheitssektors, der unabhängig von externer Hilfe ist.
Auf der Veranstaltung wollen wir über die Folgen der Zerstörung des Gesundheitssystems von Gaza und den Entzug des Grundrechts auf Gesundheit diskutieren. Was bedeutet es, wenn selbst der humanste Akt der gesundheitlichen Versorgung und Pflege angegriffen wird?

Mit:
Dr. Guy Shalev, Direktor der Physicians for Human Rights – Israel / Ärzte für Menschenrechte - Israel

  • Dr. Tom Kellner & Seba Abudaqa, israelische und palästinensische Gründer:innen und Leiter:innen von Clean Shelter, die Sanitäranlagen, sauberes Trinkwasser und Zelte für die Menschen in Gaza zur Verfügung stellen

  • Dr. Diana Nazzal, Augenchirurgin, war zu Beginn des Jahres im Rahmen einer medizinischen Mission in Gaza um dort Verletzte zu behandeln

Moderation: Dr. Nadia Bieler (IPPNW)

Die Veranstaltung findet auf Englisch und Deutsch statt. Eine Simultanübersetzung steht zur Verfügung.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und die Teilnahme ist kostenlos. Wir freuen uns aber über Spenden zur Unterstützung unserer Veranstaltungsangebote.

Veranstaltet von: Amnesty International Bezirk München & Oberbayern, DFG-VK München, IPPNW München, Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München, medico international, Münchner Friedensbündnis

Veranstaltungsankündigung: Jeff Halper (ICAHD) - "Where are we in the Palestinian Struggle for Liberation?", 28.04.2025

Jeff Halper (gemeinsam mit Issa Amro für den Friedensnobelpreis nominiert), ein „Israeli in Palästina“ spricht über die aktuelle Situation in Israel/Palästina
Datum:
28.04.2025
Uhrzeit:
19:00 Uhr
Ort:
EWH München, Schwanthaler Str. 80, 80336 München
Der Eintritt ist kostenlos - Spenden sind herzlichst willkommen

Nachtrag: Das Video zur Veranstaltung kann man hier einsehen:
https://youtu.be/J4yx42j2zXc?si=15-hR3TeX5dgH2-B

Die Vertreibung des palästinensischen Volkes aus dem Gazastreifen, die grausame Kampagne der israelischen Militärs zur Befriedung der Flüchtlingslager im Westjordanland, die ethnische Säuberung der Palästinenser in Gebiet C, dem größten Teil des Westjordanlandes - all diese Aktionen, so schrecklich sie auch sein mögen, sind Teil eines größeren Plans zur Auslöschung des palästinensischen Kampfes durch die Normalisierung des israelischen Apartheidregimes. Die Vollendung des Abraham-Abkommens zwischen Israel und den arabischen Regierungen der Region, die jetzt von Trump und Netanjahu vorangetrieben wird, stellt die größte Bedrohung für das palästinensische Volk seit der Nakba von 1948 dar. Auf diese Weise triumphiert der Siedlerkolonialismus, indem er normalisiert wird.

Jeff Halper Biographie:
Jeff Halper ist ein israelischer Anthropologe. Als Akademiker leitete er das Nahostzentrum des Friends World College, einer von Quäkern gegründeten Hochschule, deren internationales Programm er schließlich leitete. Als politischer Aktivist leitet Jeff Halper das Israeli Committee Against House Demolitions (ICAHD) und ist Gründungsmitglied der von Palästinensern geführten One Democratic State Campaign.
Zu Jeffs Büchern und anderen akademischen Arbeiten gehören: An Israeli in Palestine (Ein Israeli in Palästina), über seine Arbeit gegen die Besatzung; War Against the People: Israel, the Palestinians and Global Pacification (Israel, die Palästinenser und die globale Befriedung), das in die engere Wahl für den Palestine Book Award kam, und zuletzt Decolonizing Israel, Liberating Palestine: Zionismus, Siedlerkolonialismus und ein Plädoyer für einen demokratischen Staat.

Im Jahr 2008 nahm Jeff an dem ersten (und erfolgreichen) Versuch der Free-Gaza-Bewegung teil, die israelische Belagerung zu durchbrechen, indem er nach Gaza segelte. Er war Mitglied des Ausschusses der Vereinten Nationen für die Ausübung der unveräußerlichen Rechte des palästinensischen Volkes und gehörte dem internationalen Unterstützungskomitee des Bertrand-Russell-Tribunals für Palästina an. Jeff wurde zweimal für den Friedensnobelpreis nominiert, 2006 vom American Friends Service Committee, zusammen mit dem palästinensischen Intellektuellen und Aktivisten Ghassan Andoni, und 2025 von norwegischen Parlamentariern, zusammen mit dem Hebron-Widerständler Issa Amro.

Im Jahr 2017 war Jeff Mitbegründer der One Democratic State Campaign (ODSC), einer von Palästinensern geführten Organisation, die sich für den Aufbau einer inklusiven Demokratie zwischen Fluss und Meer einsetzt.

 

 

Die JPDG feiert 40-jähriges Bestehen! Einladung zur Vorführung von "Schatten der Zukunft” - 02.03.25, 12:00 Uhr, Rio Palast München

Die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe hat sich 1985 gegründet; ausschlaggebend war der Dokumentarfilm “Schatten der Zukunft” von Wolfgang Bergmann.
Wir freuen uns, Euch zur Filmvorführung einladen zu dürfen!

Der Film untersucht die komplexen Verflechtungen zwischen deutscher, jüdischer und palästinensischer Geschichte.
Im Mittelpunkt stehen zwei Protagonisten: Anath, eine in Berlin lebende Israeli und Tochter deutsch-jüdischer Flüchtlinge, sowie Fuad, ein in München ansässiger Palästinenser und Sohn palästinensischer Flüchtlinge. Wolf Bergmann begleitet sie auf ihrer jeweiligen Reise in die Heimat - sie fährt nach Israel, er nach Palästina. Beide Protagonist*innen erkundgen die Auswirkungen der Vergangenheit auf ihre Identität und Gegenwart . Der Film stellt dabei kritische Fragen zur deutschen Verantwortung im Nahostkonflikt und beleuchtet die historischen Zusammenhänge, die bis in die Gegenwart reichen.

Datum: 02.03.2025
Ort: Rio Palast, Rosenheimer Str. 46, 81667 München
Uhrzeit: 12:00

Der Eintritt ist kostenlos - Spenden sind willkommen

Shelly Steinberg auf der Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung des KZ Auschwitz, Nürnberg 26.01.2025

Sehr verehrte Damen und Herren,

Es ist mir eine große Ehre, heute hier reden zu dürfen - und ich bedanke mich ganz herzlich für die Einladung!

Ich bin in Israel geboren, meine Großeltern mütterlicherseits stammten aber ursprünglich aus Deutschland - meine Oma aus Bleicherode im Harz, mein Opa aus Gelnhausen - dem Ort, der sich seinerzeit rühmte, der erste “judenfreie” Ort Hessens zu sein.
Meine Großeltern sahen sich 1935 gezwungen, Deutschland zu verlassen und flohen nach Palästina. Sie waren keine Zionisten, hatten aber keine andere Möglichkeit, denn kein anderer Staat war bereit gewesen, sie aufzunehmen.
Der Großteil ihrer Familienangehörigen wurde dann letztendlich in Auschwitz und anderen KZs umgebracht.
Meine Eltern gingen dennoch in den 60er Jahren zum Studieren nach Deutschland - in das Land der Täter -  und entschlossen sich kurz nach meiner Geburt 1976, endgültig nach Deutschland zu ziehen.

Ich hatte von Geburt an sowohl die deutsche als auch die israelische Staatsbürgerschaft, auf die ich nie stolz war - ich habe mich aber auch noch nie so für sie geniert wie heute!
Denn Israel begeht seit dem 8. Oktober 2023 den am besten dokumentierten Völkermord der Geschichte - mit deutscher Unterstützung.
Ja, es ist ein Genozid - alle von der UN-Völkermordkonvention definierten Kriterien sind klar erfüllt. Doch Deutschland steht nach wie vor an der Seite Israels, oder vielmehr an der Seite der israelischen Regierung und versucht, diese Haltung mit der historischen Verantwortung zu rechtfertigen - doch Deutschland hat sich nicht an einem Staat, nämlich Israel, schuldig gemacht, sondern an den Juden, sowie auch an vielen anderen Opfergruppen, die im Geschichtsbewusstsein Deutschlands aber keine Rolle mehr zu spielen scheinen.
Die sogenannte Staatsräson ist eine fixe Idee bar jeglicher rechtlichen Grundlage, wird aber dem faktisch existierenden internationalen Recht übergeordnet. Statt sich an geltendes deutsches und internationales Recht zu halten und dieses aktiv umzusetzen, wird hier in Deutschland gegen jeden vorgegangen, der es wagt, die mehr als berechtigte Kritik an Israels Vorgehen und der deutschen Beteiligung zu üben. Es ist ein politisches Klima der Repression entstanden, das kritische Menschen einschüchtert und kriminalisiert. Letztes Jahr wurde der 75. Jahrestag des deutschen Grundgesetzes groß gefeiert - doch heute wird es wie kaum zuvor in der Nachkriegszeit von Politikern missachtet.

Seit Jahren ist hier in Deutschland ein äußerst bedenkliches, repressives Vorgehen der Politik gegenüber israelkritischen Stimmen zu sehen. Um eine pro-israelische, zionistische Agenda durchzusetzen, missbrauchen Politiker den Begriff “Antisemitismus” und machen mit dieser Diffamierung auch vor jüdischen bzw. israelischen Kritikern keinen Halt. Dabei wurde das Grundgesetz zum Schutz der Bürger vor genau solchen Übergriffen seitens der politischen Ebene verfasst.

Meinungsfreiheit zum Beispiel ist eines der höchsten demokratischen Güter. Doch zugunsten der Politik Israels wird den Menschen das in der Verfassung verbriefte Recht auf Meinungsfreiheit entzogen. Meinungsfreiheit bedeutet aber nicht nur das Recht des Einzelnen auf freie Meinungsäußerung, sondern auch das Recht, sich freiheitlich eine Meinung bilden zu können; mit permanenten Zensuren missachtet der Staat somit das Recht der Gesellschaft, Zugang zu unterschiedlichen Informationen zu bekommen. Und genau dieses Spektrum an Informationen zu gewährleisten, wäre die Aufgabe der politischen Ebene und nicht - so wie sie es jetzt tut - eine bestimmte Meinung und Direktive vorzugeben und mit verfassungswidrigen Repressionen durchzusetzen. 

Jeder antizionistische oder einfach gerechtigkeitsbewusste kritische Ansatz gegenber Israel wird als antisemitisch diffamiert. Es sind doch aber die Israelunterstützer, die mit einer regelrechten Obsession alles verteidigen, was Israel macht, weil es sich dabei um Juden handelt - das in sich ist höchst antisemtitisch.

Wenn man den Begriff "Genozid" im Bezug auf Israels Vorgehen in Gaza nicht verwenden darf, weil diese Kritik antisemitisch sei, dann bedeutet das im Umkehrschluß, dass Genozid etwas Jüdisches sei. Es ist aber nichts Jüdisches, Kinder, Männer und Frauen zu entrechten, zu entwürdigen und umzubringen. Es ist nichts Jüdisches, Land eines anderen Volkes zu rauben und die dortige Bevölkerung zu unterdrücken und auszubeuten. Daher KANN die Kritik an solchen Zuständen gar nicht antisemitisch sein.

Statt in den eigenen Reihen wahren Antisemitismus zu bekämpfen, wird hier gegen jeden Israelkritker vorgegangen. Jeder wirkliche Antisemit hingegen braucht sich nur zum “Existenzrecht Israels” zu bekennen, und wird dadurch ein akzeptierter politischer Partner. Das internationale Recht sieht aber kein Existenzrecht für Staaten vor, sondern nur für Individuen. Während die deutsche politische Ebene das fiktive Existenzrecht Israels, gepaart mit der sog. Staatsräson, wie den heiligen Gral vor sich her trägt, tritt sie das tatsächlich existierende Existenzrecht der Palästinenser mit Füßen. Und diese Haltung erstreckt sich über die gesamte politische Landschaft Deutschlands - in diesem Punkt sind sich alle Parteien einig.

Genauso wird das Recht auf Versammlung in höchstem Maße eingeschränkt. Das extrem brutale Vorgehen der Polizei gegen Palästinaunterstützer soll dazu führen, dass Menschen sich gar nicht erst trauen, ihr Recht zu demonstrieren wahrzunehmen und für die Rechte der Palästinenser auf die Straße zu gehen. Die Polizei wird zur bloßen Miliz zur Durchsetzung der pro-israelischen Agenda gemacht. Das ist in höchstem Maße beängstigend - gerade im Hinblick auf die deutsche Geschichte. Mit Gewalt Angst zu schüren zugunsten einer politischen Idee,  nennt man Terrorismus!

Man kann sich nicht solcher Maßnahmen bedienen und behaupten, sie dienten dem Kampf gegen Antisemitismus. Im Gegenteil, genau mit diesen Repressionen wird eine antisemitismusfördernde Atmosphäre geschaffen. Denn es entsteht in der Bevölkerung der Eindruck, dass zugunsten der Juden, die Grundrechte der Bürger beschnitten werden.

Doch ist es vielmehr eine unfassbare Schande, wie das Gedenken an die Opfer der Shoa für eine pro-israelische Agenda missbraucht wird.
Meine von den Nazis ermordeten Familienangehörigen würden sich im Grab umdrehen (wenn sie denn eines hätten), würden sie mitbekommen, für welch unmenschliche Politik heute der Holocaust als Rechtfertigung herhalten muss. Ein Völkermord kann doch kein Freibrief für den nächsten sein! “Nie wieder heißt: Nie wieder für alle und überall”!

Wer keine Empathie für die Palästinenser in Gaza verspürt, wer ihr unendliches Leid für gerechtfertigt hält, wem nicht das Herz zerbricht angesichts der rund 18.000 getöteten Kindern und ca. 17.000 weiteren Kindern, die ohne jegliche Familie in Gaza zurecht kommen müssen, hat nichts, aber auch gar nichts aus dem Holocaust gelernt!
Es ist beängstigend, mit welcher Selbstverständlichkeit es für richtig gehalten wird, dass Menschen einfach zu Terroristen erklärt und somit zum Abschuss freigegeben werden - noch dazu ohne stichhaltige Beweise für diese Anschuldigungen. Rechtsstaatlichkeit scheint passé zu sein.

Statt sich für die fehlende Menschlichkeit, das fehlende Gerechtigkeits- und Geschichtsbewusstsein zu schämen, wird hier eine verfassungswidrige Resolution nach der anderen beschlossen und, egal wie verfassungswidrig, gegen Bürger eingesetzt.

Es muss Schluss sein mit den permanenten Diffamierungen gegen Menschen, die von der Regierungslinie abweichen:
Hier wird ja mittlerweile jeder Kritiker der Politik gegenüber der Ukraine als Putinversteher beschimpft, jeder Unterstützer der Rechte der Palästinenser als Hamasunterstützer diffamiert und jeder Antizionist bzw. Israelkritiker zum Antisemiten gemacht!

In der deutschen Politik hat sich eine Mentalität breit gemacht, die auf Konfrontation bzw. Krieg setzt und Diplomatie als Schwäche ansieht. Sätze wie etwa der von Außenministerin Baerbock: “Wir zwingen die Russen in die Knie, bis sie nicht mehr aufstehen können” sind des Amtes der ranghöchsten Diplomatin Deutschlands einfach nur unwürdig! Diese politische Linie verschärft Konflikte, statt Lösungsansätze auch nur zuzulassen.

Auch der jetzige Wahlkampf der Parteien zur kommenden Bundestagswahl ist einfach nur beschämend! Statt das eigene Versagen einzugestehen, werden Migranten und Schutzsuchende zu Sündenböcken gemacht und politische Forderungen nach Ausweitung repressiver Machtbefugnisse des Staates immer lauter. Auch hier zeigt sich, wie wenig Geschichtsbewusstsein in der Politik vorhanden ist.

Um sich für Frieden, d.h. für wirklich gerechte Lösungsansätze einzusetzen, muss man nicht links oder sonst was sein - sondern einfach nur Mensch. Man sollte sich die Goldene Regel des Talmuds zum Prinzip machen: “Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu!”.

Es gibt aber trotzdem noch Hoffnung! Es gibt auch heute noch Menschen, die das Erbe der Weißen Rose sehr ernst nehmen und sich nicht scheuen, ihre eigene Freiheit für den Kampf für Gerechtigkeit und Menschlichkeit aufs Spiel zu setzen. Einer von ihnen ist mein guter Freund Ronnie Barkan, ein israelischer Dissident und Aktivist, der auch ein paar Worte an Sie richten wird.

 Vielen Dank!

Rede von Shelly Steinberg auf der Kundgebung "Für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel - Zivilbevölkerung Schützen, Waffenexporte stoppen!" München, 11.01.2025

Seit 462 Tagen sind wir Zeugen eines unfassbaren Völkermordes an den Palästinensern in Gaza. Ja, es ist ein Genozid. Alle von der UN-Völkermordkonvention definierten Kriterien sind klar erfüllt. Die Aussagen der führenden Politiker und Militärs Israels lassen gar keinen Zweifel an der Absicht, das gesamte palästinensische Volk zu vernichten. Jedem sollten die entsprechenden Zitate bekannt sein. Wem nicht – der braucht nur einen Blick auf Gaza zu werfen. Ein Anblick absoluter Zerstörung. In Gaza ist jeder Palästinenser zum Abschuss freigegeben – Kinder, Frauen, Kranke, Alte. Das sind nicht meine Worte, sondern die von israelischen Soldaten;  sie machen überhaupt keinen Hehl aus ihren Vernichtungsfantasien. 
Jeder, der den Palästinensern hilft zu überleben, wie etwa Mitarbeiter von internationalen Hilfsorganisationen oder medizinisches Personal, wird zur Zielscheibe. Auch hinter der Blockade von Hilfsgütern steht einzig und allein der Vernichtungsgedanke.

Seit 462 Tagen können wir täglich 24 Stunden die Gräueltaten mitansehen, denn dieser Genozid ist der am besten dokumentierte in der Geschichte; so stellen zum Beispiel israelische Soldaten selbst ihre Verbrechen stolz in sozialen Medien zur Schau. 

Seit 462 Tagen müssen wir mitansehen, wie Deutschland sich zugunsten seiner Solidarität zu einem Staat, der sich vor dem Internationalen Gerichtshof des Genozids zu verantworten haben wird, gegen das Internationale Recht wendet und die demokratischen und rechtsstaatlichen Strukturen innerhalb Deutschlands demontiert und somit die deutsche Verfassung missachtet.

Seit 462 Tagen werden die Fakten verdreht, geleugnet und missachtet. Hier geben v.a. die deutschen Medien ein jämmerliches Bild ab. Eigentlich sollten die Medien eine die politische Ebene kritisch betrachtende 4. Gewalt im Staat darstellen - stattdessen sind sie zum propagandistischen Sprachrohr der politischen Ebene verkommen, das sogar den niedrigsten journalistischen Standard unterbietet.

Seit 462 Tagen möchte unsere Regierung uns jedoch weismachen, dass es sich bei Israels Vorgehen in Gaza um „Selbstverteidigung“ handeln würde und Deutschland seiner historischen Verpflichtung gegenüber Israel nachkomme.

Täter werden zu Opfern und Opfer zu Tätern gemacht. Um die pro-israelische politische Agenda in Deutschland durchzusetzen, werden absurde Kriminalisierungen vorgenommen und hanebüchene Straftaten erfunden.
Während in Gaza einer der schrecklichsten Völkermorde begangen wird, hat man hier nichts besseres zu tun, als sich über Wörter zu echauffieren und völlig schwachsinnige, verfassungswidrige Resolutionen zu beschließen. All das dient der Ablenkung von dem, was in Palästina und Israel tatsächlich geschieht. So soll jegliche kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Palästina/Israel unterbunden werden.
Der öffentliche Diskurs wird von der politischen Ebene und Interessenvertretern verzerrt und mit Repressionen belegt: Statt den Diskurs den tatsächlichen Fakten entsprechend zu führen, wird ein politisch motiviertes Narrativ geschaffen, das jegliche faktische Basis missen lässt. So werden zum Beispiel Appelle namhafter Wissenschaftler, Menschenrechtsorganisationen, Rechtsexperten und Ärzte, die die Zustände in Gaza und die Folgen der deutschen Mittäterschaft klar benennen, ignoriert und wie üblich wird jeder, der es wagt, die mehr als berechtigte Kritik an Israel zu üben, als Antisemit diffamiert. Das muss ein Ende haben! Es kann nicht sein, dass in Deutschland wieder ein politisches Klima herrscht, in dem man sich als Bürger nicht traut, seine Meinung zu sagen und weitreichende Konsequenzen zu erwarten hat.

Von der Politik ist nichts zu erwarten, geschweige denn kann sie zu einer Lösung führen, denn sie selbst ist das grundlegende Problem. Daher müssen wir Bürger aufstehen und klar zu verstehen geben, dass all dies nicht in unserem Namen geschieht.

Die sogenannte “Staatsräson” ist eine fixe, unmoralische Idee, die von der Politik wie der heilige Gral vor sich hergetragen wird. Sie soll suggerieren, dass die eigene Schuld am Holocaust durch blinde Unterstützung Israels abgearbeitet werden kann. Das ist schlichtweg falsch.
Zur Staatsräson möchte ich hier aber nur zwei Punkte sagen:
1. Sie ist eine Idee ohne jegliches juristische Fundament. Dennoch werden basierend auf dieser “Erfindung” politische Beschlüsse gefasst, die weitreichende Folgen haben und dem tatsächlich existierenden Völkerrecht völlig zuwiderlaufen.

2. Laut einer Studie sind rund 70% der Bevölkerung nicht mit dem Vorgehen Israels in Gaza und der unkritischen Haltung Deutschlands gegenüber Israel einverstanden.Wenn die eindeutige Mehrheit des Volkes die Idee der Staatsräson nicht teilt, ist der Begriff auch semantisch völlig falsch - vielmehr handelt es sich dann um eine “Regierungsräson”, die dem Volk aufoktroyiert wird. Auch der zweite Teil des Wortes ist völlig falsch, denn mit Räson, also Verstand, Rationalität bzw. Verständnis, hat die sog. “Staatsräson” nichts zu tun.

Es ist an der Zeit, dass die Bevölkerung aufsteht und klar und deutlich ihren Unmut über die politische Positionierung durch die Regierenden zum Ausdruck bringt! Mit seinen Bemühungen, von Israel akzeptiert und geachtet zu werden, macht sich Deutschland immer mehr zum Pariastaat unter den restlichen Staaten. Gemeinsam mit Israel verhandelt Deutschland zwar über das Schicksal der Palästinenser, jedoch nicht mit ihnen - solange die Palästinenser aber nicht wie Subjekte, sondern blosse Objekte, über deren Schicksal andere entscheiden, behandelt werden, ist kein Frieden möglich.
Ohne Gerechtigkeit ist kein wirklicher Frieden denkbar. Um diese herzustellen, müssen die Dinge beim Namen genannt werden und es müssen entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Es steht doch aber außer Frage, dass ein Genozid niemals eine solche Maßnahme darstellen kann.

Ja, der 07.10.23 war ein schreckliches Massaker - das kann doch aber niemals Rechtfertigung für einen Völkermord darstellen. Wer geschockt ist über den 07.10., das Vorgehen Israels in Gaza aber für richtig hält, dem kaufe ich seine Empathie für die Opfer des 07.10. auch nicht ab. Vielmehr wird der 07.10. zur Rechtfertigung bereits bestehender anti-palästinensischer Ressentiments missbraucht. Genausowenig kann der Holocaust als Argument für eine völkerrechtswidrige Politik und Völkermord herhalten! Ein Völkermord kann doch kein Freibrief für den nächsten sein!

Wer die wirklichen Lehren aus dem Holocaust gezogen hat, muss sich gegen jegliches Leid aussprechen. “Nie wieder” heisst “Nie wieder für alle und überall!”
Eine weitere Lehre aus dem Holocaust sollte sein, dass man für seine eigenen Ideologien niemals so weit gehen würde, die Grundrechte Anderer ausser Kraft zu setzen. Die Einseitigkeit der deutschen Politiker und das brutale Vorgehen der Polizei (v.a. in Berlin) gegen pro-palästinensische Unterstützer sind einer Demokratie unwürdig. Genauso die schwachsinnige Resolution, die angeblich dem Schutz jüdischen Lebens dienen soll - das Gegenteil wird jedoch damit bewirkt. Das Vorgehen der politischen Ebene und ihrer sog. Antisemtismusbeauftragten ist in höchstem Maße antijüdisch! Das Judentum war immer schon eine dynamische Religion, die keinem vorgegebenen Dogma folgt. - Ein kurzer Blick in den Talmud reicht, um zu sehen, dass Diskussion und Dissent die Basis für eine stetige Weiterentwicklung des Judentums sind.

Die Welt hat Deutschland den Holocaust verziehen. Doch Deutschland hat nicht gelernt. Namibia, Auschwitz und jetzt Gaza - das ist ein wiederkehrendes Muster. Es war ein Fehler, Deutschland diesen Vertrauensvorschuss zu geben - einen weiteren Genozid wird die Welt nicht mehr verzeihen. Und jeder Bürger wird die Konsequenzen aus der pro-israelischen und damit genozidunterstützenden Haltung der deutschen politischen Ebene zu spüren bekommen. 

Daher ist es umso wichtiger, dass wir alle uns gegen diese Politik aussprechen, wo es nur möglich ist!

"Repressionen im Land des angeblichen Nie Wieders" v. Abood Khalifeh

Rede auf der Kundgebung “For a just peace in Palestine/Israel - protect civilians, stop arms exports”, München, 20.12.2024
Repressionen im Land des angeblichen "Nie Wieder"

Seit mehr als einem Jahr gehen wir friedlich auf die Straße, um einen
Waffenstillstand und ein Ende der Massaker zu fordern. Den Vorwurf
Südafrikas, dass es sich bei diesem Vernichtungskrieg nicht nur um
Massaker, sondern um einen Genozid handele, bezeichnete der IGH als
plausibel. Minister der sogennanten Staatsräson haben ihre
Genozidabsichten bekanntlich öffentlich geäußert.

Von Deutschland, dem Land, das mehr als ein halbes Jahrhundert Vergangenheitsbewältigung betrieben hat, und sich “NIE WIEDER” auf die Fahne geschrieben hat, hätte ich erwartet, dass das “NIE WIEDER” für ALLE gilt. Was wir jedoch erleben, ist das genaue GEGENTEIL. Es scheint nur für die White Men Supremacy und für westliche Kolonialstaaten zu gelten.

So wie es kürzlich Herr Dobrint äußerte, sei der IStGH nicht für “Demokratien” zuständig, während er sich stolz mit Netanyahu ablichten ließ und somit demonstrativ dem Völkerrecht endgültig den Rücken kehrte.

Deutschland unterstützt, wie sonst kein anderes Land (außer USA natürlich), aktiv diesen Völkermord und liefert ununterbrochen den Sprengstoff, mit dem Kinder in Gaza und im Libanon zerfetzt werden.
Zudem hat es sich als einziger Staat als sog. Drittpartei vor dem IGH dem des Genozids angeklagten Staat angeschlossen. So wird aus “nie wieder” ein “Deutschland kann es wieder”.

Dem nicht genug - während Kinder und Frauen tagtäglich massakriert werden, während ein Genozid vor laufenden Kameras stattfindet, “jagen” diese Regierung und die Medien, angetrieben von offensichtlich prozionistischen Politikern wie Frau Faeser, Pappkartons mit der Aufschrift “From the River to the Sea, Palestine will be free”.

Ich frage euch, worin besteht tatsächlich eine Gefahr für die Menschlichkeit - in Slogans, in welche Frau Fäser und ihre Komplizen Vernichtungsaufrufe frei hineininterpretieren, oder in dem Morden, das seit 440 Tage, auch mit deutschen Waffen, stattfindet, und in der Aushungerung einer Bevölkerung?

Wodurch sind Menschenleben gefährdet? Durch Slogans auf Pappkartons, die Freiheit für Menschen in einem geografischen Gebiet wünschen oder durch die Genehmigung von Waffenexporten an Faschisten einer Regierung, die andere Menschen als „menschliche Tiere“ bezeichnen und deren Auslöschung fordern?

Die Liste der Repressionen gegen all jene, die ihre Stimme für das palästinensische Volk und gegen die kolonialistische, rassistische, zionistische Ideologie erheben, ist lang. Diffamierung in Medien als Judenhasser, Kriminalisierung, Hausdurchsuchungen sowie konstruierte Strafanzeigen dienen lediglich dazu, diese Stimmen einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen.

Politische Ziele durch Einschüchterung (lat. „terrorem“) zu erreichen, ist im wahrsten Sinne des Wortes Terror!

Wir als Jüdisch-Palästinensische-Dialoggruppe-München (JPDGM), sowie unsere Mitstreiter, bekamen dies vielfach in den letzten Jahren zu spüren. Saalanmietungen für Vorträge renommierter Professoren (wie Ilan Pappé) kurz vor dem Auftritt seitens städtischer Organe zu kündigen, ist nur ein Beispiel für gescheiterte Repressionen durch die Stadt München.

Bekanntlich versuchten diverse Politiker inkl. unserem Bürgermeister, offensichtlich ebenso getrieben von einer zionistischen Lobby, Konzerte berühmter Künstler wie Roger Waters zu verbieten, weil diese „Equality for all“ religionsunabhängig fordern. Die eindeutige und einseitige Beflaggung des Rathauses sagt alles über diesen Stadtrat.

Auch wenn die Exekutive derzeit zunehmend von Politikern für ihre Agenda zu Einschüchterungsversuchen missbraucht wird, zeigt unsere Demokratie Standhaftigkeit. Die Judikative setzt diesen Politikern Grenzen und Repressionsversuche sowie damit verbundene Anschuldigungen scheitern kläglich vor Gericht. Die Liste der gewonnenen Verfahren und ergangenen einstweiligen Verfügungen gegen Versuche, Pro-Palästina-Stimmen zum Schweigen zu bringen, ist lang.

Weil Politiker glauben, sich zugunsten Israels über das Gesetz stellen zu können, verschwenden Minister, Stadträte und Staatsanwaltschaften Steuergelder für verfassungswidrige Versuche, das Recht auf freie Meinungsäußerung zu beschneiden.

Wo bleiben die Lehren aus unserer Geschichte? Ein ‚Nie wieder‘ bedeutet, nicht zuzulassen, dass Volksgruppen oder Religionsgemeinschaften diffamiert und kriminalisiert werden. Doch genau das geschieht derzeit in den Medien und durch Politiker - ohne Konsequenzen!

Diese Repressionen haben nichts mit der Bekämpfung von Antisemitismus oder der Sicherung der Völkerverständigung zu tun, sondern dienen offensichtlich ausschließlich der Durchsetzung einer zionistischen Agenda. Das Kalkül scheint klar zu sein: Kritiker zu dämonisieren - um einerseits von den Kriegsverbrechen und Expansionsabsichten des zionistischen Staats abzulenken, und andererseits, um einen Vorwand zu haben, Kundgebungen, Kongresse oder Uni-Camps zu unterbinden und somit unser Grundrecht auf Meinungsfreiheit einzuschränken. In anderen Worten, Antisemitismus wird missbraucht für eine Agenda!

Eine jüdische Freundin schrieb kürzlich “dieses Vorgehen, für das der angebliche Schutz jüdischen Lebens als Vorwand missbraucht wird, schürt eher Antisemitismus als dass es diesen bekämpt [nach dem Motto] ‘zugunsten der Juden werden Grundrechte missachtet’”.

Liebe Politiker und Stadträte, verschwenden Sie keine weiteren Steuergelder für Repressionsversuche, scheiternde Strafanzeigen und lächerliche Versuche, Veranstaltungen oder Protest Camps zu unterbinden – Sie verlieren eh stets vor unseren Gerichten.

Treten Sie nicht 79 Jahre intensive Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungskultur - durch erneute Repressionen, Diffamierung mit der Absicht der Zensur - in die Tonne! Treten Sie Artikel 5 unseres GG „Recht auf freie Meinungsäußerung“ nicht weiterhin mit Füßen! Biedern Sie sich nicht weiterhin krankhaft den Zionisten an … im Glauben, sich damit von den Verbrechen und Genozide ihrer Großväter- und Großmütter-Generation reinwaschen zu können. Damit waschen Sie sich lediglich mit dem Blut palästinensicher Kinder!

Mit neuem Unrecht machen Sie altes nicht ungeschehen! Das Unrecht, das den Juden in Europa über Jahrhunderte zugefügt wurde und in der Shoah gipfelte, wurde nicht von den Palästinensern begangen. Europäische Juden fanden stets Zuflucht im arabischen Raum. Palästinenser sind die Opfer des europäischen Antisemitismus, der bis heute weiterbesteht, uns jedoch in die Schuhe geschoben wird.

Bekämpfen Sie den wahren Antisemitismus und schützen Sie auf diese Weise jüdisches Leben, anstatt die Solidarität mit den Palästinensern zu kriminalisieren und Kritiker durch Einschüchterungsversuche zum Schweigen zu bringen, sobald diese zionistische Kriegsverbrechen und den Massenmord an Unschuldigen in Palästina und im Libanon anprangern und der Öffentlichkeit Details und Wahrheiten zugänglich machen, die von unseren Medien verschwiegen werden.

Zum Schluss noch ein Zitat der “Weißen Rose” – die Bewegung, auf die wir in München angeblich stolz sind – aus dem Flugblatt Nr. 6:

„Ihr seid das Volk, das die Freiheit und die Menschenrechte schützen muss. Ihr müsst den Mut haben, gegen diese Verbrecher aufzubegehren. Ihr dürft nicht schweigen!“

Lasst Euch nicht von Verbrechern einschüchtern!

Die Frauen und Kinder in Palästina zählen auf euch !

Unser Solidaritätsstatment mit "Palästina Solidarität Duisburg", die am 16. Mai 2024 vom Ministerium für Inneres NRW verboten wurde

„Ihr seid das Volk, das die Freiheit und die Menschenrechte schützen muss. Ihr müsst den Mut haben, gegen diese Verbrecher aufzubegehren. Ihr dürft nicht schweigen!“
Weiße Rose, Flugblatt Nr. 6

Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München um Verbot von Palästina Solidarität Duisburg
7.11.2024

Sich auf Artikel 9 des Grundgesetzes zu berufen, um das Recht auf freie Meinungsäußerung und Meinungsbildung zu unterdrücken, und damit Artikel 5 des Grundgesetzes mit Füßen zu treten, ist ein Hohn. 
Das Vorgehen gegen die Gruppe Palästina Solidarität Duisburg reiht sich ein in eine Serie von Repressionen gegen all jene, die die Politik der israelischen Regierung an den Pranger stellen. Hausdurchsuchungen und konstruierte Strafanzeigen dienen einzig dazu, diese Stimmen zum Schweigen zu bringen. Politische Ziele durch Einschüchterung (lat. „terrorem“) zu erreichen, ist im wahren Sinn des Wortes Terror.

Wir als Jüdisch-Palästinensische-Dialoggruppe-München (JPDGM) wie auch unsere Mitstreiter, bekam dies vielfach in den letzten Jahren zu spüren. Saalanmietungen für Vorträge renommierter Professoren kurz vor deren Auftritt seitens städtischer Organe zu kündigen, ist nur ein Beispiel für gescheiterte Repressionen durch die Stadt München. Bekanntlich versuchten diverse Politiker, getrieben von der pro-israelischen Lobby, Konzerte berühmter Künstler wie Roger Waters zu verbieten, weil diese „Equality for all“ religionsunabhängig fordern.

Auch wenn die Exekutive derzeit zunehmend von Politikern für ihre Agenda für Einschüchterungsversuche missbraucht wird, zeigt unsere Demokratie Standhaftigkeit. Die Judikative setzt diesen Politikern Grenzen, und Repressionsversuche sowie damit verbundene Anschuldigungen scheitern kläglich vor Gericht. Die Liste der gewonnenen Verfahren und ergangenen einstweiligen Verfügungen gegen Versuche, Pro-Palästina-Stimmen zum Schweigen zu bringen, ist lang. Weil Politiker glauben, sich zugunsten Israels über das Gesetz stellen zu können, verschwenden Innenminister, Stadträte und Staatsanwaltschaften Steuergelder für verfassungswidrige Versuche, das Recht auf freie Meinungsäußerung zu beschneiden.
Kritik an einer Regierung, deren Minister sich stolz selbst als Faschisten bezeichnen, muss nicht nur erlaubt, sondern aktiv unterstützt werden. Wo bleiben die Lehren aus unserer Geschichte? Ein „Nie wieder“ bedeutet, nicht zuzulassen, dass Volksgruppen oder Religionsgemeinschaften diffamiert und kriminalisiert werden. Doch genau das geschieht derzeit!

Das Verbot der Gruppierung Palästina Solidarität Duisburg hat nichts mit der Bekämpfung von Antisemitismus oder der Sicherung der Völkerverständigung zu tun, sondern dient offensichtlich ausschließlich der Durchsetzung einer pro-israelischen Agenda. Um diese Agenda zu untermauern, werden absurde Kriminalisierungen erfunden. Dieses Vorgehen, für das der angebliche Schutz jüdischen Lebens als Vorwand missbraucht wird, schürt eher Antisemitismus als dass es diesen bekämpft – „zugunsten der Juden werden Grundrechte missachtet“.

Lieber Innenminister Reul und Kollegen, verschwenden Sie keine weiteren Steuergelder und heben Sie das Verbot gegen die Gruppierung Palästina Solidarität Duisburg auf! Treten Sie nicht 79 Jahre intensive Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungskultur – durch erneute Repressionen, Diffamierung mit der Absicht der Zensur – in die Tonne!

Mit neuem Unrecht machen Sie altes nicht ungeschehen! Das Unrecht, das den Juden in Europa über Jahrhunderte zugefügt wurde und in der Shoah gipfelte, wurde nicht von den Palästinensern begangen. Europäische Juden fanden stets Zuflucht im arabischen Raum. Palästinenser sind die Opfer des europäischen Antisemitismus, der bis heute weiterbesteht. Bekämpfen Sie den wahren Antisemitismus und schützen Sie auf diese Weise jüdisches Leben, anstatt die Solidarität mit den Palästinensern zu kriminalisieren und Kritiker zum Schweigen zu bringen, sobald sie Israels Kriegsverbrechen und den Massenmord an Unschuldigen in Palästina und im Libanon anprangern und der Öffentlichkeit Details und Wahrheiten zugänglich machen, die von unseren Medien verschwiegen werden. Meinungsfreiheit bedeutet nicht nur die Freiheit des Einzelnen, seine Meinung äußern zu dürfen, sondern auch das Recht der Gesellschaft, sich eine Meinung freiheitlich bilden zu können. Das dafür nötige Informationsspektrum zu garantieren, ist die Aufgabe der Politik, und nicht, politisch motivierte Vorgaben zu machen. Im Grundgesetz ist festgelegt, dass Meinungsbildung von unten nach oben stattzufinden hat – daher verbietet sich eine Einmischung der Politik in das Informationsspektrum. Genau das ist jedoch der Fall, wenn man Gruppen wie die Palästina Solidarität Duisburg verbietet!

Solidarische Grüße aus München!

Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München
Abood Khalife

Weitere Solidaritätsstatements finden Sie unter:
Solidaritätserklärungen und -aktionen — Komitee gegen das Verbot von Palästina Solidarität Duisburg