Für Freitag, 18.07.2025 um 18:30 Uhr, ist in München am Rindermarkt eine palästinasolidarische Demonstration angekündigt.
Die Bewegung “München ist bunt” hat daraufhin zu einer Gegendemo mit dem Aufruf “Schützt unsere Synagoge” aufgerufen. Teil der Bewegung “München ist bunt” sind prominente Münchner wie etwa Münchens 2. Bürgermeister Dominik Krause.
Anmerkung der JPDG: Die Route der Marschdemo “Stop The Genocide” führt überhaupt nicht an der Synagoge vorbei…
Die Initiative „München ist bunt“ beteiligt sich regelmäßig an öffentlichen Kampagnen, die darauf abzielen, palästinasolidarische Personen und Gruppen zu diskreditieren. Diese Aktivitäten beinhalten wiederholt den Versuch, legitime Kritik an der israelischen Regierung mit Antisemitismus gleichzusetzen, wodurch engagierte Stimmen systematisch diffamiert werden.
Die JPDG widerspricht “München ist bunt” entschieden! Hier unsere Stellungnahme:
Der Aufruf von “München ist bunt”, am 18.07.2025 öffentlich “unsere Synagoge zu schützen” wirkt zunächst wie ein Zeichen solidarischer Zivilgesellschaft. Doch bei näherem Hinsehen offenbart sich eine mehr als nur problematische Instrumentalisierung. Nicht nur wird hier pauschal eine Bedrohung durch palästinasolidarische Gruppen suggeriert, es wird auch das jüdische Leben in Deutschland als Vorwand missbraucht, um gegen eben diese Gruppen Stimmung zu machen.
Die Palästinasolidarität in Deutschland hat zu keinem Zeitpunkt jüdische Einrichtungen angegriffen oder Synagogen bedroht. Ihr Protest richtet sich gegen Kriegsverbrechen an der palästinensischen Zivilbevölkerung, gegen ethnische Säuberung und Genozid (unabhängig vom noch ausstehenden Urteil des IGH sprechen renommierte Genozidforscher wie Omer Bartov oder Raz Segal und internationale Organisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch von Genozid), sowie die völkerrechtswidrige Besatzungspolitik, gegen die Kriegsverbrechen Israels - nicht gegen Jüdinnen und Juden. Die wiederholte Gleichsetzung von Kritik an Israel mit Antisemitismus ist nicht nur faktisch falsch, sondern delegitimiert auch jüdische Stimmen, die sich kritisch zu Israels Politik äußern. Somit maßt es sich “München ist bunt” u.a. an, Juden des Antisemitismus zu bezichtigen.
Was “München ist bunt” mit diesem Aufruf betreibt, ist ein gefährliches Spiel:
Jüdische Gemeinden werden instrumentalisiert, um politische Gegner zu delegitmieren. Damit wird nicht jüdisches Leben geschützt - sondern für eine antipalästinensische Agenda vereinnahmt. Der offen zur Schau getragene Vorwurf, palästinasolidarische Demonstrationen seien eine Bedrohung für jüdische Einrichtungen, ist nicht nur unbelegt, sondern bedient ein Narrativ, in dem Palästinenser:innen pauschal als Sicherheitsrisiko gelten.
Diese Umkehrung der Realität stellt eine Form von sekundärem Antisemitismus dar: Denn wer jüdisches Leben dazu benutzt, um andere Minderheiten zu diskreditieren, instrumenatlisiert genau die Menschen, die man zu verteidigen vorgibt. Eine solche Haltung widerspricht jedem aufrichtigen Kampf gegen Antisemitismus - und auch jeder ernst gemeinten Solidarität mit den Jüdinnen und Juden.
Wer es mit Demokratie, Frieden und Menschenrechten ernst meint, sollte aufhören, jüdische Symbole in antipalästinensischer Propaganda zu missbrauchen. Statt “Schutzaktionen” mit Unterstellungen braucht es endlich offene, faire und differenzierte Debatten über den Nahostkonflikt - ohne Denkverbote, ohne Scheinmoral und ohne politischen Missbrauch von Religion.